August Strindberg: Fräulein Julie (1888/89) »Julie, eine Paris Hilton am Rande des Nervenzusammenbruchs vor den Trümmern ihrer aufgelösten Verlobung, findet zu keiner eigenen Persönlichkeit. Als Mitglied der Oberschicht vermisst und missachtet sie gleichsam die schwindenden Werte ihrer Klasse. Gefangen in einem Leben, das sie nicht als ihr eigenes wahrnimmt, wird ihr die Welt zu eng und sie versucht, sich gegen die Gesetze der Normalität aufzulehnen, ohne deren Brutalität zu durchschauen. Der sie umgebenden künstlichen Realität überdrüssig, möchte sie sich gerne daneben benehmen und flirtet auf einem Sommerfest, das ihre Familie für die Angestellten gibt, mit dem Diener Jean – der heute die Titel Assistent, Chauffeur oder Bodyguard tragen würde. Jean, der nach oben will, nutzt die Gelegenheit. Und kehrt die Verhältnisse um.« (Textquelle) Bild: Jessica Chastain und Colin Farrell in Liv Ullmanns Verfilmung von 2014. Überblick Inhalt & Kommentar (anlässlich der Verfilmung 2014) Das ganze Stück Trailer Schaubühne Berlin 2011 (Regie: Katie Mitchell & Leo Warner) Kunstfilmtrailer 2012 Aussschnitt Theater an der Sihl 2014 Trailer Theater in der Josefstadt Wien 2015 Trailer der Verfilmung 2014 (Regie: Liv Ullmann) Deutschsprachiger Trailer 2014 Interview mit der Regisseurin Liv Ullmann 2015
Wilhelm Genazino: Wenn wir Tiere wären (2011) »Ausgerechnet ich, der sich auf seine Individualität so viel zugute hielt, ging wie ein x-beliebiger Massenmensch mit einem Fertigsalat nach Hause.«Ein Architekt Anfang 40 kann sich weder beruflich noch privat zu einem Lebensentwurf durchringen und lässt sich durch die Stadt und von der einen Frau zur nächsten treiben. Ein kluges, witziges und böses Buch – und wie immer bei Genazino voller kleiner skurriler Alltagsbeobachtungen. Überblick Inhalt & Kommentar Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2011 Portrait des Autors DIE WELT 2011 Interview mit dem Autor 2011 Zitat aus dem Roman LSD
Friedrich Torberg: Der Schüler Gerber (1930) EDer Gymnasiast Kurt Gerber reibt sich im täglichen Abnützungs-kampf mit seinem Mathematiklehrer Kupfer auf, der seine Macht ausnützt, um Schüler zu demütigen. Und er liebt Lisa, welche die Schule verlassen muss. (Bild) Überblick Leseprobe Ausführliche Zusammenfassung Noch ausführlichere Zusammenfassung Rezension durch Kurt Tucholsky 1930 Rezension Kurier 2011 Trailer der Verfilmung von Wolfgang Glück (D 1981)
Georg Büchner: Leonce und Lena (1836/1895) Büchners bissige, als Komödie bloß getarnte Politsatire offenbart die am königlichen Hof herrschende dekadente Langeweile und Hohlheit: Ein Prinz und eine Prinzessin befinden sich unabhängig voneinander auf der Flucht vor einer Eheschließung, zu der sie verdonnert wurden. Das Volk muss Beifall klatschen, darf aber wenigstens am Braten riechen. Na, das ist doch immerhin was. (Bild: Szene aus einer Inszenierung von Robert Wilson am Berliner Ensemble 2003) Überblick Kurzanalyse Ausführliche Zusammenfassung Lektürehilfe Kurzfassung goes Playmobil Interpretationsansatz Das vollständige Stück Trailer einer Ballettfassung 2010 Trailer Theater Erlangen 2011 Trailer Schauspielhaus Zürich 2012 Trailer Schaubühne Berlin 2014 Trailer Nordlicht Theater Wien 2015 Trailer Nationaltheater Mannheim 2016
Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910) In bruchstückhaften, tagebuchartigen Einträgen in lyrischer Prosa wird das Innenleben eines sensiblen 28-jährigen dänischen Adelssohnes deutlich, der auf den Straßen von Paris seiner Identität nachspürt und sich mit seiner Jugend, seinen Ängsten und dem Gefühl der Fremdheit konfrontiert sieht. Kein leichter Roman, aber einer mit sehr viele Tiefe und einer, der als epochemachend für die anbrechende Moderne Westeuropas gilt. (Bild) Überblick Inhalt & Analyse Der ganze Roman Zusammenfassung Rezension ZEIT 1979 Rezension FAZ 2012 Der Roman und die Moderne – Essay 2011
Riikka Pulkkinnen: Die Ruhelose (2006) Auf unterhaltsame, aber ernst zu nehmende Weise setzt sich der Roman mit den Themen Liebe und Tod auseinander. Drei Frauen und ein Mann sind die Protagonisten: Ein früh an Demenz erkrankter Mann hat seiner Frau das Versprechen abgerungen, dass sie ihn sterben lässt, wenn er sie nicht mehr erkennt. Als es so weit ist, gerät sie in ein Dilemma. Ihre Nichte ist eine labile 16-jährige, die ihr Glück von einem Lehrer abhängig macht, mit dem sie eine Affäre eingegangen ist. (Bild: Szene aus der Verfilmung mit dem Titel: Wie weit gehen? von 2014) Überblick Leseprobe Portrait der Autorin Rezension Wiener Zeitung 2014 Rezension Südkurier 2014 Blogrezension 2014
Siegfried Lenz: Deutschstunde (1968) ›Deutschstunde‹ heißt der Roman, weil er eine zentrale Frage Nachkriegsdeutschlands stellte: Wie groß war der Spielraum der vielen, die in Hitlerdeutschland Befehle ausführten? Oder stellten sich manche diese Frage nicht? Der exemplarische Fall eines Dorfpolizisten, der einem befreundeten Künstler gegenüber ein von oben erteiltes Malverbot durchsetzen soll, wird aus der Warte von dessen Sohn Siggi erzählt, der dem Maler näher als der eigene Vater steht. (Bild: Szene aus der Verfilmung von 1971) Überblick Überblick & Kommentar Ausführliche Inhaltsanalyse & Kapitelübersicht Rezension SPIEGEL 1968 Trailer der Verfilmung von Peter Beauvais 1971
Senthuran Varatharajah: Vor der Zunahme der Zeichen (2016) Der Facebook-Briefroman zwischen zwei Migranten ist ein Textpuzzle über das Einwandern in ein wenig gastfreundliches Land – in einer Sprache, die für beide die Muttersprache ersetzt. Senthil aus Sri Lanka ist Doktorand der Philosophie aus Berlin, Valmira studiert Kunstgeschichte in Marburg. In ihrem assoziativ gehaltenen Gespräch tauschen sie sich über Heimat und Flucht aus, über Erfahrungen aus der Zeit im Asylbewerberheim, in Schule und Studium. (Bild) Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2016 Rezension Deutschlandradio 2016 Blogrezension 2016 Rezension Tagesspiegel 2016 Interviewreportage ARD 2016
Marcel Beyer: Flughunde (1995) Der Roman erzählt vom Ende des Zweiten Weltkriegs aus der Perspektive eines fanatischen Akustikers im Dienste der Nazis und aus der Sicht einer der Töchter Goebbels. Er erzählt von der Instrumentalisierung der Sprache durch die Propaganda und von Experimenten mit menschlichen Stimmen. (Bild) Überblick Inhalt & Kommentar Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension FAZ 1995 Blogrezension Blogrezension (2) Graphic Novel von Ulli Lust (Radiobeitrag 2013) Rezension der Graphic Novel taz 2013 Rezension der Graphic Novel diesseits.de 2013
Silke Scheuermann: Shanghai Performance (2011) Die Mittzwanzigerin Luisa begleitet die von ihr bewunderte Performancekünstlerin Margot Wincraft nach Shanghai als Assistentin eines Großprojekts. Im Verlauf des Aufenthalts kommt immer mehr Margots egomanische Natur zum Vorschein und ein unschönes Geheimnis wird gelüftet. Luisa sieht sich mit einer ihr sehr fremden Welt und sich selbst konfrontiert. Performance-Kunst, fernöstlicher Metropolenglimmer, Frauenbilder in Zeiten der Globalisierung. (Bild) Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension Frankfurter Rundschau 2011 Rezension FAZ 2011 Rezension SZ 2011 Blogrezension 2013 Interview mit der Autorin 2011