Motive und Themen in der deutschsprachigen Literatur, Weltliteratur und Filmgeschichte
Bernward Vesper: Die Reise (1969/1977, postum)
Vespers autobiographisches Romanessay hat als berühmtes Beispiel für die Befindlichkeit der 68-Generation und Protokoll der Nachkriegsjugend Geschichte geschrieben. In der Form des Bewusstseinsstroms erzählt er in wildem Wechsel von seinem strengen Elternhaus, seinen Drogenerfahrungen, der politischen Lage und seinem Schreiben selbst. Geprägt von der Liebe zu seinem autoritären Vater Will Vesper, einem Ewiggestrigen mit braunen Idealen (unter Hitler ein staatstragender Dichter), folgt er diesem lange gehorsam, bis es Anfang der 60erjahre unter dem Einfluss seiner Freundin Gudrun Ensslin zum Bruch kommt. Gudrun Ensslin bewegt sich in radikal linken Kreisen und gehörte später der Terrorgruppe RAF (Rote Armee Fraktion) an. Begonnen hat Vesper sein wildes Bekenntnisbuch mit 31, zwei Jahre vor seinem Freitod in der Psychiatrischen Klinik. Beendet hat er es nie. Es erschien 1977 als Fragment. Bild: August Diehl und Lena Lauzemis in ›Wer wenn nicht wir‹, Andreas Veiels Film über die Liebesbeziehung Vespers mit der späteren RAF-Terroristin Gudrun Ensslin aus dem Jahre 2011.