Theodor Fontane: Schach von Wuthenow (1882/83) Eine fatale Beziehung zwischen einem preußischen Offizier und einer jungen Frau mit einem gewissen Makel. Soldatenehre, Scham, Furcht vor dem Urteil der anderen, der Schein der Moral und die Gilde der preußischen Armee. Fontane setzt sich messerscharf mit diesen Themen auseinander, der gemütliche Erzählton ist bloß Tarnung – und obendrein sind die Innensichten auf die Berliner Gesellschaft um 1806 sittengeschichtlich interessant. Bild: Hinweis auf eine Bearbeitung für die Bühne, Potsdam 2012. (Bild) Überblick Inhalt & Analyse Kurzzusammenfassung Informationen zu den Figuren (alphabetisch) Der ganze Roman Trailer einer Theaterinszenierung 2011 Man leidet mit Fontanes männlichem Protgonisten mit, obwohl man sein Denken und Handeln gleichzeitig auch aus einer kritischen Distanz wahrnimmt. Der Stoff basiert auf einer tatsächlichen Begebenheit aus dem Jahre 1815. Fontane schreibt also aus einer zeitlichen Distanz von 70 Jahren darüber. (Bild)
Marlene Streeruwitz: Verführungen (1996) Helene versucht eine Existenz zu finden zwischen zwei scher zu vereinbarenden Rollen: der einer alleinerziehenden Mutter zweier Kinder und der einer Frau, die gerne einen Liebhaber, lieber noch einen guten Mann finden würde. Das Leben kann alleine dadurch ausgefüllt und aufreibend sein. Streeruwitz führt einen in das Innere und Innerste dieser noch jungen Frau namens Helene, deren Leben ein Eiertanz ist. (Bild) Übersicht Inhalt & Kommentar Rezension ZEIT 1996 Rezension FAZ 1996 Rezension Literaturkritik.de 1999 Blogrezension 2012 Streeruwitz‘ Sprache spiegelt das Chaos und die Sehnsucht, das Hü und Hott einer gebeutelten Existenz sehr eindrücklich wider.
Stefan Zweig: Ungeduld des Herzens (1939) Faszinierend & abgründig. Wer diesen hochpsychologischen Roman geduldig liest, wird mit spektakulären Einblicken auf die lavierende und allzumenschliche Psyche des Protagonisten belohnt, der sich windet und wendet, um nicht mit einer Frau zusammensein zu müssen, die an den Rollstuhl gebunden ist. Bild: Szene einer Bühnenfassung der Schaubühne Berlin 2016 (Regie: Simon McBurney) Übersicht Inhalt & Analyse Der komplette Roman Blogrezension 2005 Blogrezension LSD 2013 Rezension einer Theaterfassung SPON 2015 Inhalt & Trailer einer Theaterfassung, Schaubühne Berlin 2016 Auszug Hörbuch Der Roman geht der Frage nach, wie nah sich Mitgefühl, Mitleid und Liebe kommen können. Und wie Missverständnisse entstehen können, die auszuräumen keiner wagt.
Sibylle Berg: Ein paar Leute suchen das Glück und lachen sich tot (1997) Sibylle Bergs Debüt: Ein böser und lustiger Roman in Episoden von jeweils 3-4 Seiten, der sich leicht in einem Stück durchliest Inhalt & Kommentar Analyse / Uni-Arbeit 2006 Rezension FAZ 1997 Rezension SPIEGEL 1997 Blogrezension Blogrezension LSD
Heinrich Böll: Ansichten eines Clowns (1964) Stunde der Wahrheit statt Stunde Null: In diesem berühmt gewordenen Nachkriegsroman verknüpft Böll eine Abrechnung mit der Verlogenheit der Nachkriegsgesellschaft und eine traurige Liebesgeschichte. Hans Schnier, von Beruf Clown, steckt in einer Krise. Aufgrund einer Verletzung kann er nicht auftreten und seine Freundin Marie hat ihn verlassen. Er nimmt Kontakt mit den wichtigsten Bekannten und seinen Verwandten auf, unter anderem mit seinem Bruder, dem Theologen Leo (Bild: Szene aus der Verfilmung mit Helmut Griem als Hans (1967).) Dabei tritt unter anderem zutage, wie rasch und wie selbstgerecht die Menschen einen Strich unter die Vergangenheit machen, in politischen wie in privaten Belangen. Übersicht Inhalt & Kommentar Text Rezension ZEIT 1963 Rezension SPIEGEL 1963 Zusammenfassung eines Schülers (nicht ganz fehlerfrei) Der Katholik Böll setzt sich hier kritisch mit der Doppelzüngigkeit gewisser Glaubensgenossen im Nachkriegsdeutschland auseinander.
Franz Kafka: Amerika / Der Verschollene (1911-14/1924) Karl Rossmann wurde von seinen Eltern nach Amerika verbannt. In der neuen, fremden Umgebung ist er ganz auf sich allein gestellt und hat eine ganze Reihe sehr seltsamer, kafkaesker Begegnungen vor sich, ein Sammelsurium kurioser, dubioser und gefährlicher Gestalten. Bild: Dimitrij Schaad als Karl in einer Bühnenfassung des Schauspielhauses Bochum (2011, Regie: Jan Klata) Übersicht Inhalt & Kommentar Der ganze Text Entstehung, Quellen und Einordnung Kafkas Amerikabild (SINN UND FORM 2008) Kurzfassung goes Playmobil Trailer einer Bühnenfassung am Hamburger Thalia 2010 Trailer Schauspielhaus Bochum 2011 Trailer Szputnyik Shipping company & Schauspielhaus Graz 2013 Trailer Schauspiel Köln 2013
Markus Werner: Zündels Abgang (1984) Die Hauptfigur Zündel spürt »das Existenzzernagende des Alltags […] wie eine schleichende Infektion« in sich und weiß sich nicht mehr zu helfen. Markus Werner über sich selbst: »Gern wäre ich länger, runder und eine Spur beschwingter. Ich frage mich, was man sonst noch über mich wissen wollen könnte.« (Bild)Übersicht Inhalt & Kommentar Rezension 2007 Portrait NZZ 2014 Portrait WOZ 2016 Portrait anlässlich der Verleihung einer Auszeichnung ( Tages-Anzeiger 2016) Rückblick auf sein Leben (TV- & Radiobeitrag 2016) Der erste von insgesamt sieben Romanen Markus Werners (1944-2016)
Max Frisch: Stiller (1954) »Ich bin nicht Stiller.« Da will sich ein Mann mittleren Alters selbst neu erfinden, indem er nach USA auswandert. Als er zurückkommt (dort setzt der Roman ein), nimmt man ihm nicht ab, dass er ein anderer ist resp. geworden ist. Die Figur des Anatol Stiller mit seiner trotzig-sturen Haltung zwischen Selbstverhass, Selbstverleugnung und Selbstbehauptung auf der Suche nach seiner wahrhaftigen Identität bleibt haften, auch weil sie gebrochen ist. Stiller ist keineswegs immer sympathisch, eher im Gegenteil, aber seine unerbittliche Selbstkritik öffnen das Verständnis des Lesers für seine Schwäche und Larmoyanz, er ist markant gezeichnet, mit einer ausgeprägten Beobachtungsgabe. Und der Roman, der auch ein Eheroman ist, liest sich sehr spannend, nicht zuletzt aufgrund der bunten Schar weiterer interessanter Figuren, wie zum Beispiel Stillers Exfrau Julika. Interessant ist daran zum Beispiel, dass das Scheitern zweier Ehen aus der jeweils männlichen und weiblichen Perspektive erzählt wird. (Bild) Übersicht Inhalt & Kommentar Leseprobe Rezensionsüberblick Ausführliche Analyse in Form einer Semesterarbeit (US-Uni, 60 Seiten) Rezension SPIEGEL 1954 Ausführliche Rezension ZEIT 1979 Blogrezension 2006 Blogrezension (2006) Max Frisch und das Identitätsproblem (Werk, Themen, Portrait) Portrait: Leben und Werk, Selbstzitate (2016)
Lukas Bärfuss: Koala (2014) Koalas sind Beuteltiere, niedlich, friedfertig, faul – und vom Aussterben bedroht. Ihnen fehlt schlicht das Zeug, sich effektvoll gegen Raubtiere zu wehren. Koala ist aber auch der Spitzname des Bruders des Erzählers. Der nimmt sich zu Beginn der Romanhandlung das Leben. Auch er war nicht überlebenstauglich in der Welt der Menschen, dem mächtigsten lebenden Raubtier, er verweigerte sich der notwendigen Selbstertüchtigung in unserer Welt der Arbeit und des Sichdurchschlagens. Der Roman beginnt in der Schweiz der Gegenwart und vollzieht irgendwann einen fulminanten Sprung durch Raum und Zeit in die Epoche der Eroberung Australiens, Heimat der Koalabären. Ein Sprung, den man beim Lesen erst mal bewältigen muss, aber die sorgfältige Lektüre birgt ihren Reiz. (Bildquelle) Überblick Verlagsseite inkl. Leseprobe (download) Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2014 Rezension NZZ 2014 Rezension WOZ 2014 Rezension Tages-Anzeiger 2014 Interview zum Roman, WELT 2014 Interview mit Bärfuss, Sternstunde Philosophie 2014
Doris Knecht: Wald (2015) Aus Wien aufs Dorf: Doris Knecht erzählt munter und kritisch über den unfreiwilligen Ausstieg einer Modedesignerin, die in der erzwungenen ländlichen Einsamkeit auf sich zurückgeworfen wird. Die Ausgangssituation und das alternative Leben in einer täglichen Mangelwirtschaft erinnern an Haushofers legendären Roman ›Die Wand‹, der ein halbes Jahrhundert zuvor als eine wichtige Schrift für die Frauenbewegung entstand, doch während dort das Drama dominiert, entschärft bei Knecht eine gute Prise Wiener Humor die Dringlichkeit, was dafür den Unterhaltungswert steigert. Auch ihre Protagonistin kommt nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Situation recht gut klar und sich selbst sehr viel näher. (Bild) Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension Literaturen 2015 Rezension ZEIT 2015 Rezension SPIEGEL 2015 ›Wald‹ ist Knechts dritter Roman nach ›Gruber geht‹ (2012) und ›Besser‹ (2014)