Klaus Mann: Mephisto (1936) Wie glaubwürdig kann ein Künstler in einer Diktatur künstlerische Freiheit vorleben? Dieser Frage geht Klaus Mann in seinem ›Roman einer Karriere‹ (so lautet der Untertitel) nach, den er im Exil schrieb. Sein Protagonist Henrik Hoefgen ist ein ehrgeiziger und begabter Schauspieler, der in Hitlerdeutschland zum Bühnenstar aufsteigt – auf der Strecke bleiben Freunde, Weggefährten – und seine eigenen Überzeugungen. Historisches Vorbild für Hoefgen war Gustav Gründgens, der vor der Nazizeit kurz mit Klaus Manns Schwester Erika verlobt war und der zwischen 1933 und 1945 und auch nach dem Krieg große Erfolge als Schauspieler und Regisseur feierte. Seine Paraderolle war Mephistopheles aus Goethes ›Faust‹. Bild: Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer verkörperte Hoefgen in einer Kinofassung von 1981. Überblick Inhalt & Kommentar Rezension SPIEGEL 1981 Übersicht über Figuren & Kapitel Prezi-Schau zum Autoren und Roman Literarische Diskussion 1989 (von 22:30 an) Verfilmung 1981 (Regie: Istvan Szabo) Trailer Bühnenfassung Düsseldorfer Schauspielhaus 2015 Trailer einer Bühnenfassung Schauspielhaus Bochum 2016 Trailer Schauspielhaus Zürich 2016 Einführung zur Zürcher Inszenierung von Dušan David Parízek
Jens Petersen: Die Haushälterin (2005) Die Mutter gestorben, der Vater am Verwahrlosen, der Sohn in der Pubertät. Eine Haushälterin muss her. Die schöne Ada bringt zwar den Haushalt in Ordnung, den Hormonhaushalt der beiden Männer aber eher in Unordnung. Beide verlieben sich, für den jüngeren ist es die erste große Liebe und er weiß nicht, wie das geht und stellt sich entsprechend ungeschickt an. Der Autor und Arzt Jens Petersen nimmt eine medizinische Distanz zu dem ganzen Geschehen ein, weil er eigener Aussage gemäß Menschen immer auch ein wenig eklig findet. (Bild) Auf einen Blick Leseprobe Inhalt & Kommentar Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2005 Rezension literaturkritik.de (2005) Rezension SPIEGEL 2005 Rezension taz 2005 Rezension Literaturblog 2010
Christian Kracht: Die Toten (2016) 1933: Faschismus, Kino und Japan. Der NZZ-Rezensent meint dazu: Indem »Kracht mit dem [historischen Kulturjournalisten] Kracauer auf den Stummfilm und das stumme Grauen des aufziehenden Nazi-Terrors ] bringt er die Barbarei zum Sprechen«. (NZZ vom 10.9.16)Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2016 Rezension SPIEGEL 2016 Rezension SZ 2016 Rezension NZZ 2016 Interview mit Christian Kracht (2016) Interview mit einem Rezensenten Literaturgespräch SRF 2016 (von 2:40 an)
Christa Wolf: Kassandra (1983) Der Krieg um Troia aus Sicht einer Frau. Kassandra ist die Seherin, der niemand glaubt, die Tochter des Königs Priamos von Troja. Durch ihre geschärfte Optik mutiert der göttliche Achill zum mordenden Vieh, der große Priamos zum schwachen Macho, der nur noch der Logik des kriegs folgt, Hektor ist ein Opferlamm, Paris ein altes Kind und die schöne Helena bleibt eine Schimäre und das, was Hitchcock einen MacGuffin nennt: einen geeigneten, aber billigen Vorwand, um eine Geschichte zu erzählen – oder eben einen Krieg zu beginnen. Der monologische Roman ist eine fulminante Tirade gegen den Bellizismus in Zeiten des Kalten Krieges. Die Frauen bilden einen Gegenwelt ohne großen Einfluss, die Titelheldin und Erzählerin hat allerdings mit sich selbst noch eine Rechnung offen. (Bild) Überblick Inhalt & Kommentar Textauszug, vorgelesen von Corinna Harfouch 2010 Hintergrund zur Publikation Rezension FAZ 2009 Rezension Literaturblog 2008 Auszug einer Bühnenfassung, Theaterhaus Jena 2007 Zweiter Auszug der Jenaer Fassung Trailer einer Bühnenfassung am Schauspiel Dortmund 2014 Auszug der Inszenierung einer Bühnenfassung der Alanus Hochschule 2015
Ingeborg Bachmann: Malina (1971) In drei Kapiteln setzt sich die Ich-Erzählerin mit ihrer Situation als Frau und Schriftstellerin auseinander. Dabei spielen drei Männer eine Rolle: ihr Freund Ivan, der titelgebende Malina, der womöglich nur ihr Alter Ego darstellt, und ihr Vater. Bachmann nannte ihren Roman eine imaginäre geistige Autobiographie, ein berühmter Literaturexperte sah darin einen ›poetischen Krankheitsbericht‹, das ›Psychogramm eines schweren Leidens‹. Das Bild stammt aus dem Trailer einer Verfilmung. Überblick Inhalt & Kommentar Einführung & Kurzüberblick Rezension ZEIT 2012 Rezension SPIEGEL 1971 Rezension Literaturblog Trailer einer filmischen Umsetzung 2015 Trailer einer Verfilmung 1991 (Drehbuch: Elfriede Jelinek, Regie: Werner Schroeter)
Jenny Erpenbeck: Heimsuchung (2008) In ihrer Geschichte eines Hauses und seiner Bewohner aus drei Generationen betreibt die Autorin eine autobiographische Spurensuche. Der Roman in 12 Geschichten vereint Themen wie Haben und Verlieren, Krieg, Natur, Flucht und Vertreibung – und die Sehnsucht nach einer Heimat. Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2008 Rezension NZZ 2008 Rezension FAZ 2008 Rezension Deutschlandradio 2008
Wilhelm Genazino: Die Obdachlosigkeit der Fische (1994) Eine verheiratete 44-jährige Lehrerin erinnert sich in Episoden an eine unglückliche Liebe ihrer Jugend und hat Schwierigkeiten mit dem Älterwerden. (Bild) Überblick Zitate aus dem Roman Rezension ZEIT 1994 Essay zu Genazinos Werk 2005
Wilhelm Genazino: Wenn wir Tiere wären (2011) »Ausgerechnet ich, der sich auf seine Individualität so viel zugute hielt, ging wie ein x-beliebiger Massenmensch mit einem Fertigsalat nach Hause.«Ein Architekt Anfang 40 kann sich weder beruflich noch privat zu einem Lebensentwurf durchringen und lässt sich durch die Stadt und von der einen Frau zur nächsten treiben. Ein kluges, witziges und böses Buch – und wie immer bei Genazino voller kleiner skurriler Alltagsbeobachtungen. Überblick Inhalt & Kommentar Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2011 Portrait des Autors DIE WELT 2011 Interview mit dem Autor 2011 Zitat aus dem Roman LSD
Riikka Pulkkinnen: Die Ruhelose (2006) Auf unterhaltsame, aber ernst zu nehmende Weise setzt sich der Roman mit den Themen Liebe und Tod auseinander. Drei Frauen und ein Mann sind die Protagonisten: Ein früh an Demenz erkrankter Mann hat seiner Frau das Versprechen abgerungen, dass sie ihn sterben lässt, wenn er sie nicht mehr erkennt. Als es so weit ist, gerät sie in ein Dilemma. Ihre Nichte ist eine labile 16-jährige, die ihr Glück von einem Lehrer abhängig macht, mit dem sie eine Affäre eingegangen ist. (Bild: Szene aus der Verfilmung mit dem Titel: Wie weit gehen? von 2014) Überblick Leseprobe Portrait der Autorin Rezension Wiener Zeitung 2014 Rezension Südkurier 2014 Blogrezension 2014
Senthuran Varatharajah: Vor der Zunahme der Zeichen (2016) Der Facebook-Briefroman zwischen zwei Migranten ist ein Textpuzzle über das Einwandern in ein wenig gastfreundliches Land – in einer Sprache, die für beide die Muttersprache ersetzt. Senthil aus Sri Lanka ist Doktorand der Philosophie aus Berlin, Valmira studiert Kunstgeschichte in Marburg. In ihrem assoziativ gehaltenen Gespräch tauschen sie sich über Heimat und Flucht aus, über Erfahrungen aus der Zeit im Asylbewerberheim, in Schule und Studium. (Bild) Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2016 Rezension Deutschlandradio 2016 Blogrezension 2016 Rezension Tagesspiegel 2016 Interviewreportage ARD 2016