Der Psychiater Döblin schleift seinen Protagonisten Franz Biberkopf durch die wabernde Metropole und das Milieu der Halbseidenen: Ganoven, Schieber, Dirnen und jede Menge Existenzen am unteren Rande der Gesellschaft bevölkern den multiperspektivisch erzählten Roman. Biberkopf, nach vier Jahren wegen Totschlag frisch aus der Haft entlassen, will nun rechtschaffen werden. Das misslingt ihm aber gründlich, denn im Grunde ist er so anfällig wie eh und je auf krumme Gestalten und krumme Touren. Besonders Reinhold, ein stotternder notorischer Frauenverbraucher mit mephistophelischer Natur, hat es ihm angetan. Dass Franz dessen abgelegte Freundinnen übernimmt, ist nur der Anfang. Bild: Umschlag der Erstausgabe, das verdeutlicht, dass Döblin ganz nach Brechtscher Manier das Ende der Fabel vorwegnimmt.
Toto möchte eigentlich eine Frau sein, was ihm in der DDR übelgenommen wird. Weil ihn dort nichts hält, flieht er noch vor der Wende in den Westen nach Hamburg, wo er eine Reihe von sehr seltsamen Dingen erlebt. Ihn, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, behandelt man auch hier erstmal wie Frankensteins Monster, aber er kann schön singen und findet eine Nische. Dann trifft er seinen alten Schulkameraden Kasimir wieder. Sibylle Bergs Roman führt über mehrere Jahrzehnte bis in die Zukunft des mittleren 21. Jahrhunderts – berührend, verstörend, unterhaltsam, grotesk – eine Passionsgeschichte, die aufregt, nachdenklich macht und die man nicht mehr vergisst. (Bildquelle: Photo by Sharon McCutcheon from Pexels)