»Full Hands Empty Hearts / It’s a Suicide World Baby.« Der Song, der in Zehs dystopischem Deutschland in Jahre 2025 ein Hit ist, spricht Bände. Das Land hat einen Rechtsruck hinter sich und die nihilistische Protagonistin Britta ist stellvertretend für eine an Politik desinteressierte Mehrheit, die diesen Zustand zu verantworten hat. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Babak hat sie die ›Brücke‹ ins Leben gerufen, eine psychotherapeutische Institution, welche suizidale Menschen entweder heilt oder – wenn der Wunsch zu sterben nicht vergeht – zu Selbstmordattentätern rekrutiert: Sie widmen ihren Tod einem Zweck wie z.B. dem Natur- oder Tierschutz. Eine so eigenwillige wie einträgliche Geschäftsidee. Doch dann wird ein Selbstmordanschlag verübt, dessen Attentäter aus einer Konkurrenzorganisation zu stammen scheinen. Und die schöne Julietta taucht auf und provoziert Britta durch ihre Entschlossenheit. Aus diesen Konflikten entwickelt sich ein recht handlungsorientierter Thriller, in dessen Verlaufe sich Britta gezwungen sieht, ihre politische Haltung und ihre ethischen Maßstäbe zu hinterfragen. (Bild)
Toto möchte eigentlich eine Frau sein, was ihm in der DDR übelgenommen wird. Weil ihn dort nichts hält, flieht er noch vor der Wende in den Westen nach Hamburg, wo er eine Reihe von sehr seltsamen Dingen erlebt. Ihn, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, behandelt man auch hier erstmal wie Frankensteins Monster, aber er kann schön singen und findet eine Nische. Dann trifft er seinen alten Schulkameraden Kasimir wieder. Sibylle Bergs Roman führt über mehrere Jahrzehnte bis in die Zukunft des mittleren 21. Jahrhunderts – berührend, verstörend, unterhaltsam, grotesk – eine Passionsgeschichte, die aufregt, nachdenklich macht und die man nicht mehr vergisst. (Bildquelle: Photo by Sharon McCutcheon from Pexels)
Juli Zeh gehört seit ihrem Roman ›Spieltrieb‹ (2004) zu einer der gefragtesten Autorinnen und intellektuellen Persönlichkeiten Deutschlands. ›Corpus Delicti‹, eine dystopische Vision einer Art Gesundheitsdiktatur, befasst sich mit vielen politischen wie philosophischen Fragen, die uns in Zeiten von Corona sehr vertraut vorkommen: Wieviel Freiheit ist uns unsere Gesundheit wert? Wie weit soll und darf der Staat uns Normen auferlegen? Welches Gewicht messen wir unserer mentalen Gesundheit bei? Was ist das gute Leben? etc. Zur Handlung: Die kluge Mia Holl trauert um ihren verstorbenen Bruder und gerät mit den geltenden Regeln in Konflikt, bis sie sich zu einer Entscheidung durchringt: Wofür lebt sie und was ist sie bereit dafür zu opfern? (Bild)