Aus einer Bildungsreise wird eine europäische Irrfahrt durch verhängnisvolle Bekanntschaften, Intrigen und erotische Verstrickungen. Der Briefroman ist auch eine kritische Auseinandersetzung mit den Gefahren der typisch romantischen Beschäftigung mit dem Ich: Der anfangs euphorische William beobachtet und reflektiert sich unablässig, um am Ende eine innere Leere festzustellen. (Bild)
Aus Wien aufs Dorf: Doris Knecht erzählt munter und kritisch über den unfreiwilligen Ausstieg einer Modedesignerin, die in der erzwungenen ländlichen Einsamkeit auf sich zurückgeworfen wird. Die Ausgangssituation und das alternative Leben in einer täglichen Mangelwirtschaft erinnern an Haushofers legendären Roman ›Die Wand‹, der ein halbes Jahrhundert zuvor als eine wichtige Schrift für die Frauenbewegung entstand, doch während dort das Drama dominiert, entschärft bei Knecht eine gute Prise Wiener Humor die Dringlichkeit, was dafür den Unterhaltungswert steigert. Auch ihre Protagonistin kommt nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Situation recht gut klar und sich selbst sehr viel näher. (Bild)
Toto möchte eigentlich eine Frau sein, was ihm in der DDR übelgenommen wird. Weil ihn dort nichts hält, flieht er noch vor der Wende in den Westen nach Hamburg, wo er eine Reihe von sehr seltsamen Dingen erlebt. Ihn, der keiner Fliege etwas zuleide tun könnte, behandelt man auch hier erstmal wie Frankensteins Monster, aber er kann schön singen und findet eine Nische. Dann trifft er seinen alten Schulkameraden Kasimir wieder. Sibylle Bergs Roman führt über mehrere Jahrzehnte bis in die Zukunft des mittleren 21. Jahrhunderts – berührend, verstörend, unterhaltsam, grotesk – eine Passionsgeschichte, die aufregt, nachdenklich macht und die man nicht mehr vergisst. (Bildquelle: Photo by Sharon McCutcheon from Pexels)