Von einem, der auszieht, um Künstler zu werden. Der 14-jährige Tonio, feinsinnig und bisexuell, wähnt sich als ein Außenseiter und sucht nach einer Identität jenseits des Mainstream. Die Sehnsucht nach dem warmen Leben und der Anspruch, als Künstler und Intellektueller einen steinigen Weg zu gehen: Dieser Widerspruch stellt sich Tonio in den Weg, diese Hürde muss er nehmen. »Das Gefühl, das warme, herzliche Gefühl ist immer banal und unbrauchbar, und künstlerisch sind bloß die Gereiztheiten und kalten Ekstasen unseres verdorbenen, unseres artistischen Nervensystems.« Thomas Mann verarbeitete viel Autobiographisches in dieser so schmalen wie dichten Novelle. (Bild)
Die Welt aus der Sicht einer 50-jährigen Biologielehrerin und überzeugten Deterministin, deren Welt von der sozialistischen DDR geprägt ist, in der sie ein junger Mensch war. Inge Lohmark, 50 Jahre alt, bewundert die Vielfalt und Zweckmäßigkeit organischen Lebens, aber sie verachtet den Menschen, und ganz besonders ihre Schüler. Hartnäckig, verbittert und ganz im autoritären Stil lehrt sie seit dreißig Jahren Biologie und Sport an einem Gymnasium in einem Landstrich Ostdeutschlands, dem allmählich die Bevölkerung ausgeht. »Das Leben war kein Kampf, es war eine Bürde«, die Realität »eine unbarmherzige Abfolge von überraschenden Ereignissen«. So weit die Ausgangslage des Romans. Lasst fahren alle Hoffnung. Sehr amüsant und sehr schwarz und man erfährt noch einiges über die ehemalige DDR. (Bild)
Wer hat die Katze auf die Maus aufmerksam gemacht? Was kann die Maus tun, um sich zu retten? Schauplatz: Das polnische Danzig, mitten im Zweiten Weltkrieg. Der Gymnasiast Joachim Mahlke wird für sein Aussehen gemobbt, bis er sich so weit hochkämpft, dass er dafür Bewunderung erntet, als Mitschüler beim Tauchen und Onanieren sowie als Soldat mit der Panzerfaust. Dass er dann verschwindet, hat womöglich mit seinem Freund Pilenz zu tun, der uns die ganze Geschichte erzählt und der ein schlechtes Gewissen hat. Bild: Still einer Verfilmung von 1967.
EDer Gymnasiast Kurt Gerber reibt sich im täglichen Abnützungs-kampf mit seinem Mathematiklehrer Kupfer auf, der seine Macht ausnützt, um Schüler zu demütigen. Und er liebt Lisa, welche die Schule verlassen muss. (Bild)
Der Facebook-Briefroman zwischen zwei Migranten ist ein Textpuzzle über das Einwandern in ein wenig gastfreundliches Land – in einer Sprache, die für beide die Muttersprache ersetzt. Senthil aus Sri Lanka ist Doktorand der Philosophie aus Berlin, Valmira studiert Kunstgeschichte in Marburg. In ihrem assoziativ gehaltenen Gespräch tauschen sie sich über Heimat und Flucht aus, über Erfahrungen aus der Zeit im Asylbewerberheim, in Schule und Studium. (Bild)
Moritz, Wendla und Melchior sind nur drei der vielen Jugendlichen in diesem Stück, und sie sind eingeklemmt zwischen schulischen Pflichten, elterlichen Erwartungen, ungenügender Aufklärung und der eigenen Sehnsucht nach dem, was für sie das eigentliche Leben darstellt, dem Selbstentdecken, den peers, der Sexualität und der Grenzerfahrung. Wedekinds Klassiker in drei Akten liest sich ziemlich heutig, und wer es in moderner Sprache will, kann man auf die aktualisierte Fassung von Nuran David Calis ausweichen.
Ein psychologischer Roman über junge Internatsschüler, die vor lauter Langeweile Grenzen ausloten und dabei immer skrupelloser werden. Musil beschreibt auf eindrückliche Weise, wie willkürlich und bedenkenlos die Jungen teilweise agieren und sich verhalten – mal philosophieren sie wie Erwachsene, dann spielen sie mit ihrem Opfer wieder wie junge Katzen. (Bild: Mathieu Carrière als Törleß in Volker Schlöndorffs Verfilmung von 1966)
»Das Schlimmste im Leben des Menschen ist die Pubertät.« Helge Schneiders Zitat, als Motto dem Roman vorangestellt, ist Programm: Carl, der Protagonist dieses Internatsromans ist zwischen dem Wunsch zur Frömmigkeit und seinem Begehren eingeklemmt ist – ehrlich und präzise, gelehrt und inspirierend. (Bild)