Ernst Jünger verarbeitet in diesen Aufzeichnungen im Stil eines Tagebuchs seine Erfahrungen als junger Mann an der Front im Ersten Weltkrieg. Nüchtern beschreibt er den grausamen und teilweise grotesk banalen Alltag des Stellungskrieges: unzählige Schlachten, das unaufhörliche Sterben seiner Kameraden, die vielen eigenen Verletzungen. »Ich war im Kriege immer bestrebt, den Gegner ohne Hass zu betrachten und ihn als Mann seinem Mute entsprechend zu schätzen. Ich bemühte mich, ihn im Kampf aufzusuchen, um ihn zu töten, und erwartete auch von ihm nichts anderes. (…) Wenn mir später Gefangene in die Hände fielen, fühlte ich mich für ihre Sicherheit verantwortlich (…).« Der nüchterne Tonfall, mit dem Jünger den Krieg wie ein Naturereignis darstellt – und nicht wie die Folge menschenverachtender bellizistischer Politik –, brachte dem Autor zeit seines Lebens viel Kritik ein. Bildquelle
Der Krieg um Troia aus Sicht einer Frau. Kassandra ist die Seherin, der niemand glaubt, die Tochter des Königs Priamos von Troja. Durch ihre geschärfte Optik mutiert der göttliche Achill zum mordenden Vieh, der große Priamos zum schwachen Macho, der nur noch der Logik des kriegs folgt, Hektor ist ein Opferlamm, Paris ein altes Kind und die schöne Helena bleibt eine Schimäre und das, was Hitchcock einen MacGuffin nennt: einen geeigneten, aber billigen Vorwand, um eine Geschichte zu erzählen – oder eben einen Krieg zu beginnen. Der monologische Roman ist eine fulminante Tirade gegen den Bellizismus in Zeiten des Kalten Krieges. Die Frauen bilden einen Gegenwelt ohne großen Einfluss, die Titelheldin und Erzählerin hat allerdings mit sich selbst noch eine Rechnung offen. (Bild)
In drei Kapiteln setzt sich die Ich-Erzählerin mit ihrer Situation als Frau und Schriftstellerin auseinander. Dabei spielen drei Männer eine Rolle: ihr Freund Ivan, der titelgebende Malina, der womöglich nur ihr Alter Ego darstellt, und ihr Vater. Bachmann nannte ihren Roman eine imaginäre geistige Autobiographie, ein berühmter Literaturexperte sah darin einen ›poetischen Krankheitsbericht‹, das ›Psychogramm eines schweren Leidens‹. Das Bild stammt aus dem Trailer einer Verfilmung.
Remarques ungeschminkte Darstellung des Ersten Weltkrieges wurde entgegen vieler Prognosen sofort zum Bestseller, dem Autoren wurde allerdings erst mal die Stelle gekündigt. Der Roman schien ein Bedürfnis zu stillen, wurde aber auch als pazifistisch verschrien und die erste Verfilmung von 1930 (Bild) erfuhr in Deutschland noch während der Weimarer Republik ein Aufführungsverbot. Vorwurf: Nestbeschmutzung. Die Lektüre ist auch heute noch ein einschneidendes Erlebnis, sofern man sich darauf einlässt.
Conrad, der jüngere der beiden Söhne leidet unter dem mysteriösen Unfalltod seiner Mutter (Isabelle Huppert), eine berühmte Kriegsfotografin, und erinnert sich an ihre Zärtlichkeit. Mit seinem Vater möchte er diese Erinnerungen aber nicht teilen, schon deswegen nicht, weil dieser etwas mit der Englischlehrerin am Laufen hat. Sein älterer Bruder kann ihm da schon mehr helfen, auch wenn der wiederum andere Erinnerungen an seine Mutter hat. Der sehr starke Film erzählt, wie die drei Männer ihre Trauer verarbeiten. (Bild)
Erpenbeck verarbeitet Europas zentrales Thema Mitte der Zehnerjahre zu einem Roman, in dem sie einen Berliner Professor auf Tuchfühlung mit einigen der vielen Menschen gehen lässt, denen man mit der Bezeichnung ›Flüchtlinge‹ nicht gerecht wird. (Bild)
Jenny Erpenbeck: » Die von vielen befürchtete Veränderung Europas tritt nicht dadurch ein, dass so viele Menschen aus anderen Ländern zu uns kommen, sondern dadurch, dass die Europäer mit so drastischen Maßnahmen auf den Ansturm reagieren.« (Bild)