Gottfried von Straßburg: Tristan [und Isolde] (1210) Das so berühmte wie umfangreiche Epos ist ein Skandalon des Hochmittelalters – und ein Beweis dafür, dass MDMA, besser bekannt unter den Namen Ecstasy, bereits vor 800 existiert haben könnte – und zwar mit anhaltender Wirkung. Im Zentrum steht die ungehörige Mésalliance zwischen der irischen Prinzessin Isolde, die König Marke versprochen ist, und Tristan, Markes Neffen. Der Trick, diesen für die damalige Leserschaft ungehörigen Fauxpas überhaupt aufs Papier und in Umlauf bringen zu dürfen, liegt eben in der Erfindung des oben angedeuteten ominösen Liebestranks. Salopp gesagt: Kann man mich für mein Handeln haftbar machen, wenn ich KO-Tropfen verabreicht bekam? (Bild) Überblick Intro Der ganze Text Rezension ZEIT 1979 Präzise & ausführliche Inhaltsangabe und Figurenübersicht ›Der Liebestod‹: Das Ende der gleichnamigen Oper von Richard Wagner in Bayreuth 1995 (Regie: Heiner Müller) ›Liebesnacht‹: aus derselben Fassung von Heiner Müller 1995 Die gesamte Oper (nur Ton) Die gesamte Oper 1981 (Musikalische Leitung: Daniel Barenboim)
Arthur Schnitzler: Liebelei (1894/95) Theodor und Mizi, Fritz und Christine: Zwei junge Männer und zwei junge Frauen flirten miteinander zum Zeitvertreib, doch der Ernst des Lebens hält Einzug in Form von tiefen Gefühlen und betrogenen Ehemännern. Was eben noch arglose Spielerei und Liebelei war, droht nun dramatische Konsequenzen nach sich zu ziehen. Bild: Plakat einer Inszenierung in Luxemburg 2016 (Regie: Marion Rothhaar). Überblick Das ganze Stück Inhalt, Figuren & Interpretationsansatz Wissenschaftliche Untersuchung zur Rolle der Frau in den literarischen Geschlechterbeziehungen bei Schnitzler Arthur Schnitzler und sein Werk Schlußszene der Verfilmung von 1933 (Regie: Max Ophüls) Trailer einer Inszenierung im Theater in der Josefstadt, Wien 2014 (Regie: Alexandra Liedtke)
Theodor Fontane: Effi Briest (1894/95) Von der Schaukel ins triste Eheleben. Effi ist 17 und muss den ehemaligen Verehrer ihrer Mutter heiraten, weil der mittlerweile ein gutes Leben mit sicherer Anstellung verspricht. Ihr Mann Instetten ist so brav wie langweilig. Effi langweilt und fürchtet sich, daran ändert auch der Umstand nichts, dass sie ein Kind zur Welt bringt. Erst ein junger Charmeur lässt wieder Blut durch ihre Adern fließen. Fontane erzählt in ruhigem Tonfall, mit feinen Nuancen und scharf gesetzten Anspielungen die tragische Geschichte einer unglücklichen Verbindung nach historischem Vorbild. Der Beginn mag etwas gar beschaulich sein, doch der Schein trügt: die vermeintliche Beschaulichkeit birgt ein großes Drama. (Bild: Hanna Schygulla als Effi in Fassbinders großartiger Verfilmung) Überblick Inhalt & Kommentar Inhaltsangabe Inhalt & Analyse Kurzfassung goes Playmobil Der ganze Text Lesung Verfilmung durch Rainer Werner Fassbinder (1974) Trailer der TV-Verfilmung (2009)
Klaus Mann: Mephisto (1936) Wie glaubwürdig kann ein Künstler in einer Diktatur künstlerische Freiheit vorleben? Dieser Frage geht Klaus Mann in seinem ›Roman einer Karriere‹ (so lautet der Untertitel) nach, den er im Exil schrieb. Sein Protagonist Henrik Hoefgen ist ein ehrgeiziger und begabter Schauspieler, der in Hitlerdeutschland zum Bühnenstar aufsteigt – auf der Strecke bleiben Freunde, Weggefährten – und seine eigenen Überzeugungen. Historisches Vorbild für Hoefgen war Gustav Gründgens, der vor der Nazizeit kurz mit Klaus Manns Schwester Erika verlobt war und der zwischen 1933 und 1945 und auch nach dem Krieg große Erfolge als Schauspieler und Regisseur feierte. Seine Paraderolle war Mephistopheles aus Goethes ›Faust‹. Bild: Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer verkörperte Hoefgen in einer Kinofassung von 1981. Überblick Inhalt & Kommentar Rezension SPIEGEL 1981 Übersicht über Figuren & Kapitel Prezi-Schau zum Autoren und Roman Literarische Diskussion 1989 (von 22:30 an) Verfilmung 1981 (Regie: Istvan Szabo) Trailer Bühnenfassung Düsseldorfer Schauspielhaus 2015 Trailer einer Bühnenfassung Schauspielhaus Bochum 2016 Trailer Schauspielhaus Zürich 2016 Einführung zur Zürcher Inszenierung von Dušan David Parízek
Gerhart Hauptmann: Bahnwärter Thiel (1888) Die Novelle hat etwas Wildes, Bedrohliches und auch Berührendes. Die halbbewusste, zärtliche Liebe des einfachen Bahnwärters zu seiner Minna und Sohn Tobias ist Bedingung für den Kontrollverlust. Sie prägt sich einem ebenso ein wie die Beschreibungen des finsteren Waldes und der mechanischen Gewalt der rasenden Dampflokomotiven. (Bild) Überblick Inhalt & Kommentar Inhaltsangabe Kurzüberblick und Figurenkonstellation Noch eine Zusammenfasssung Kurzfassung goes Playmobil Die ganze Novelle Vorgelesener Text Interpretation Anregende, etwas vernuschelte animierte Interpretation 2009 Lernvideo 2015
Félix et Meira (Maxime Giroux, Kanada 2014) Auf sehr zärtliche Weise erzählt der Film von der vorsichtigen Annäherung des atheistischen Félix und der verheirateten chassisdischen Jüdin Meira, der ihr Leben als junge Mutter in der sicheren Gemeinde zu schaffen macht. Interessant für uns ist auch der ungewöhnliche Sprachensalat von Jiddisch, kanadischem Französisch und Englisch. (Bild: Martin Dubreuil und Hadas Yaron) Überblick Trailer Inhalt & Kommentar Rezension NZZ 2015 Rezension Zeitnah 2015
Jakob Michael Reinhold Lenz: Die Soldaten (1776) Das bürgerliche Trauerspiel erzählt von Marie, die sich gutgläubig mit einem Offizier einlässt und dafür bitter bestraft wird. Lenz kritisiert das Ausmaß an Verrohung triebgesteuerter Soldaten in Friedenszeiten, die sich die Zeit damit vertreiben, Frauen aufzureißen. (Bild: Szene aus Frank Castorfs Inszenierung der Volksbühne Berlin 2016) Überblick Das ganze Stück Zusammenfassung Kurzbeschreibung und Biographie des Autors Lustiges Solo einer jungen Frau Trailer Volksbühne Berlin 2016 Trailer der gleichnamigen Oper von Bernd Alois Zimmermann, Komische Oper Berlin 2014
Wilhelm Genazino: Wenn wir Tiere wären (2011) »Ausgerechnet ich, der sich auf seine Individualität so viel zugute hielt, ging wie ein x-beliebiger Massenmensch mit einem Fertigsalat nach Hause.«Ein Architekt Anfang 40 kann sich weder beruflich noch privat zu einem Lebensentwurf durchringen und lässt sich durch die Stadt und von der einen Frau zur nächsten treiben. Ein kluges, witziges und böses Buch – und wie immer bei Genazino voller kleiner skurriler Alltagsbeobachtungen. Überblick Inhalt & Kommentar Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2011 Portrait des Autors DIE WELT 2011 Interview mit dem Autor 2011 Zitat aus dem Roman LSD
Riikka Pulkkinnen: Die Ruhelose (2006) Auf unterhaltsame, aber ernst zu nehmende Weise setzt sich der Roman mit den Themen Liebe und Tod auseinander. Drei Frauen und ein Mann sind die Protagonisten: Ein früh an Demenz erkrankter Mann hat seiner Frau das Versprechen abgerungen, dass sie ihn sterben lässt, wenn er sie nicht mehr erkennt. Als es so weit ist, gerät sie in ein Dilemma. Ihre Nichte ist eine labile 16-jährige, die ihr Glück von einem Lehrer abhängig macht, mit dem sie eine Affäre eingegangen ist. (Bild: Szene aus der Verfilmung mit dem Titel: Wie weit gehen? von 2014) Überblick Leseprobe Portrait der Autorin Rezension Wiener Zeitung 2014 Rezension Südkurier 2014 Blogrezension 2014
Philip Roth: Everyman / Jedermann (2006) Die bittere Lebensbilanz eines Werbekaufmanns, der mit zunehmendem Alter seinen falschen Entscheidungen und verpassten Chancen bereut, die in seiner Erinnerung mehr wiegen als die guten Jahre. Seine Einsamkeit ist greifbar, er hat es verpasst, tragfähige Beziehungen zu entwickeln. Der Roman geht unter die Haut (Bild) Überblick Rezension NY Times 2006 Rezension The Guardian 2006 Rezension NY Books 2006 Rezension FlaglerLive 2011