Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1931) Chicago in den Dreißigerjahren, Fleischindustrie, Wirtschaftskrise, drohende Arbeitslosigkeit: Die street workerin Johanna Dark möchte das Leid der zahlreichen arbeitslose oder schlecht bezahlten Fleischindustriearbeiter*innen lindern. Die Frage ist aber, welchen Preis man zu bezahlen bereit ist, um die Fabrikbosse dazu zu bringen, nicht bloß an den eigenen Profit zu denken.Brechts sozialpolitisches Drama erzählt von der Vergeblichkeit sozialer Kompromisse in der Krise und der negativen Wirkung religiöser Organisationen, die letztlich nur den Reichen und Mächtigen dienen und damit die herrschenden Verhältnisse nicht verändern. Überblick Zusammenfassung Kurzfassung goes Playmobil Trailer der Bühnenfassung der Schaubühne, Berlin 2014 (Regie: Peter Kleinert) Trailer des Nationaltheaters Mannheim 2016 (Regie: Georg Schmiedleitner) Trailer des Deutschen Theaters Berlin 2009 (Regie: Nicolas Stemann) Rezension einer Inszenierung des Wiener Burgtheaters (FAZ 2010)
Juli Zeh: Leere Herzen (2017) »Full Hands Empty Hearts / It’s a Suicide World Baby.« Der Song, der in Zehs dystopischem Deutschland in Jahre 2025 ein Hit ist, spricht Bände. Das Land hat einen Rechtsruck hinter sich und die nihilistische Protagonistin Britta ist stellvertretend für eine an Politik desinteressierte Mehrheit, die diesen Zustand zu verantworten hat. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Babak hat sie die ›Brücke‹ ins Leben gerufen, eine psychotherapeutische Institution, welche suizidale Menschen entweder heilt oder – wenn der Wunsch zu sterben nicht vergeht – zu Selbstmordattentätern rekrutiert: Sie widmen ihren Tod einem Zweck wie z.B. dem Natur- oder Tierschutz. Eine so eigenwillige wie einträgliche Geschäftsidee. Doch dann wird ein Selbstmordanschlag verübt, dessen Attentäter aus einer Konkurrenzorganisation zu stammen scheinen. Und die schöne Julietta taucht auf und provoziert Britta durch ihre Entschlossenheit. Aus diesen Konflikten entwickelt sich ein recht handlungsorientierter Thriller, in dessen Verlaufe sich Britta gezwungen sieht, ihre politische Haltung und ihre ethischen Maßstäbe zu hinterfragen. (Bild) Überblick inkl. Links zu Interviews Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2017 Rezension FAZ 2017 Interview mit Juli Zeh 2017 TV-Beitrag 10.11.17
Ernst Toller: Masse Mensch (1920) Darf man mit gewaltsamen Mitteln eine Utopie verwirklichen, um für Gerechtigkeit herzustellen? Und wohin mit der Schuld? Die Intellektuelle Sonja Irene L. solidarisiert sich mit dem revolutionären Proletariat und tritt aktiv für die Befreiung und Verbrüderung aller Menschen ein, gegen den Willen ihres Mannes, der mit der Regierung zusammenarbeitet und nach dem Ersten Weltkrieg gute Geschäfte macht. Sonja zögert nicht, ihre Beziehung den vordringlicheren Interessen der »Masse« zu opfern. Toller verwendet in seinem expressionistischen, klassenkämpferische Stück eine ekstatisch-verkürzte Sprache und Traumbilder, die auf das antike Trauma zurückgreifen. (Bild: Szenenbild einer Umsetzung von 2012) Überblick Text (hier auch) Inhalt & Hintergrund Kurzfassung goes Playmobil Interpretation Trailer
Friedrich Schiller: Maria Stuart (1800) Maria Stuart, Königin von Schottland auf der Flucht, wird von ihrer Verwandten Elisabeth, Königin von England, festgehalten. Offiziell lautet die Anklage Hochverrat, doch im Grunde fürchtet Elisabeth, die für ihre Schönheit und Sinnlichkeit berühmte und beliebte Maria könnte ihr, der Spröden und Unsicheren, den Thron streitig machen wollen. Das Drama beginnt drei Tage vor Marias Hinrichtung und erzählt die Geschichte von der programmatischen Läuterung der Titelfigur ganz im Sinne der idealistischen Weltanschauung der Weimarer Klassik. Bild: Ausschnitt einer Inszenierung am Hamburger Thalia Theater 2014, Regie: Stephan Kimmig. Überblick Zusammenfassung und detaillierte Aktübersicht Das ganze Stück als Volltext Inhalt, Analyse & etwas zur Entstehungsgeschichte Maria Stuart in a nutshell Inhalt & Analyse Kurzfassung goes Playmobil TV-Fassung, na ja (1985) Trailer Schaubühne Berlin 2007 (Regie: Luk Perceval) Trailer Theater Frankfurt 2012 (Regie: Michael Thalheimer) Trailer Thalia Theater Hamburg 2014 (Regie: Stephan Kimmig) Trailer Theater Das Zimmer, Hamburg 2017
Arthur Schnitzler: Fräulein Else (1924) Um ihren spielsüchtigen Vater vor dem Konkurs zu retten, soll sich die junge und eh schon instabile Else vor einem der Gläubiger nackt zeigen. Das zwingt sie, sich zwischen ihrer Liebe zu den Eltern und selbst-bestimmter Weiblichkeit entscheiden. Das Ganze hat die Form eines langen Monologs, in dem die Vorgeschichte aufgerollt und die laufenden dramatischen Ereignisse erzählt werden. Bild: Collage einer Duisburger Inszenierung 2012. Überblick Inhalt & Kommentar Die ganze Novelle Kurzfassung goes Playmobil Visuell inspirierte Youtube-Zusammenfassung 2009 Rezension Literaturblog 2011 Filmische Umsetzung des Schlusses 2011 Trailer einer Theaterfassung von DAS GUT Berlin 2012 Trailer einer Theaterfassung Spieltrieb Duisburg 2012 Trailer einer filmischen Umsetzung von Anna Martinetz 2014 Trailer einer Kombination von Fräulein Else und Leutnant Gustl 2015 Trailer einer Theaterfassung Bad Pyrmont 2016
Sophokles: Antigone (441 v. Chr.) Moralistin Antigone widersetzt sich mutig dem Machtpolitiker Kreon, den Leichnam ihres Bruder Polyneikes verwesen lassen will, weil dieser die Stadt angegriffen hat. (Bild: Aenne Schwarz als Antigone, Mavie Hörbiger als Ismene und Joachim Meyerhoff als Kreon in Jette Jeckels Inszenierung am Wiener Burgtheater 2015) Überblick Inhalt & Kommentar Die ganze Tragödie Kurzfassung goes Playmobil Junge Frau erklärt & spielt das Ganze 2010 Trailer Schaubühne Berlin 2011 (Regie: Friederike Heller) Trailer Luzerner Theater 2014 Trailer Staatstheater Kassel 2016
Franz Kafka: Die Verwandlung (1915) Fluch? Erlösung? Flucht? Katharsis einer Familie? Die Inkommensurabilität des Ungeziefers, das einst Gregor Samsa hieß und mit den Gefühlen eines Menschen ausgestattet ist, hat Epoche gemacht. Zur Ikone konnte der Protagonist deshalb nicht werden, weil Kafka selbst fand, das Ungeziefer sei nicht darstellbar. (Darstellung) Überblick Inhalt & Kommentar Interpretation inkl. Audiofassung Die ganze Erzählung Inhalt & Kurzanalyse Kurzinterpretation Kurzfassung goes Playmobil Blogrezension Animierte Fassung Lernvideo Graphic Novels und Bühnenfassungen kommen dann meist nicht mehr ohne die Darstellung des Insekts aus.
Johann W. von Goethe: Faust I. (1772-75/1808) Gustav Gründgens (Regie und Figur des Mephistopheles) und Will Quadflieg als Faust – Hamburger Schauspielhaus 1957 Übersicht Inhalt & Kommentar Inhalt & Interpretation Ganzer Text Kurzfassung als Kabarett (2008) Schneller lesen? Voilà eine süße Kurzfassung (2012) Kurzfassung goes Playmobil Lustige Bühnenshow zu den Tücken des Textes beim Lesen (2013) Trailer des Stummfilms 1926 (Regie: F.W. Murnau) Theaterverfilmung Deutsches Schauspielhaus Hamburg 1957 (Regie: Gustav Gründgens) Ausschnitt Teufelspakt (Gründgens-Inszenierung 1957/60) Trailer Deutsches Theater Berlin 2004 (Regie: Michael Thalheimer) Trailer Thalia-Theater Hamburg 2011 (Regie: Nicolas Stemann) Trailer einer filmischen Umsetzung 2011 Trailer Theater Bielefeld 2013 (Regie: Christian Schlüter) Trailer einer Umsetzung des Balletts Dortmund 2016 + hier
Juli Zeh: Corpus Delicti (2009) Juli Zeh gehört seit ihrem Roman ›Spieltrieb‹ (2004) zu einer der gefragtesten Autorinnen und intellektuellen Persönlichkeiten Deutschlands. ›Corpus Delicti‹, eine dystopische Vision einer Art Gesundheitsdiktatur, befasst sich mit vielen politischen wie philosophischen Fragen, die uns in Zeiten von Corona sehr vertraut vorkommen: Wieviel Freiheit ist uns unsere Gesundheit wert? Wie weit soll und darf der Staat uns Normen auferlegen? Welches Gewicht messen wir unserer mentalen Gesundheit bei? Was ist das gute Leben? etc. Zur Handlung: Die kluge Mia Holl trauert um ihren verstorbenen Bruder und gerät mit den geltenden Regeln in Konflikt, bis sie sich zu einer Entscheidung durchringt: Wofür lebt sie und was ist sie bereit dafür zu opfern? (Bild) Übersicht Inhalt Kurzfassung goes Playmobil Anregungen für den Unterricht Rezension ZEIT 2009 Rezensionüberblick Perlentaucher Kritik NZZ 2009 Rezension mit Textzitaten Interview mit der Autorin 2009 Trailer Staatsschausspiel Dresden 2014 TV-Gespräch: Richard David Precht und Juli Zeh über den getunten Menschen Der Roman knüpft an gegenwärtige Tendenzen eines religionsartigen Gesundheitsdiktats an.
Gotthold E. Lessing: Emilia Galotti (1772) Die Bürgerstochter Emilia, gerade frisch getraut, gerät in die Fänge des gelangweilten Regenten, der sich in sie verguckt hat und entschlossen ist, sie notfalls mit Gewalt auf sein Lustschloss (!) zu entführen, um sie dort zu vernaschen. Der skrupellose Regent hat einen nicht minder schlüpfrigen Assistenten: Marinelli hat die Drecksarbeit für den Fürsten zu erledigen, und tut dies mit einem Sprachwitz, der an Goethes Mephisto erinnert. Er kommt allerdings an seine Grenzen, nicht zuletzt als ihn Gräfin Orsina zur Rede stellt, die Exgeliebte des Fürsten, was dann Trauerspiel hin, Trauerspiel her, sehr lustig anzusehen ist. Lessing hat’s eben drauf, die Gratwanderung zwischen Tragik und Komik. Bild: Nina Hoss als Emilia in der Fassung des Deutschen Theaters Berlin 2001 (Regie: Michael Thalheimer, siehe unten) Übersicht Inhalt & Kommentar Interpretation Volltext Trailer Nr. 1 Deutsches Theater Berlin 2001 mit Nina Hoss (Regie M. Thalheimer) Trailer Nr. 2 Deutsches Theater Berlin 2001 mit Nina Hoss (Regie: M. Thalheimer) Trailer Meininger Theater 2015 Die Playmobil-Kurzfassung