Bernhard Schlink: Der Vorleser (1995) Es ist schwierig, etwas Aussagekräftiges über Schlinks umstrittenen und berühmten Roman zu sagen, ohne zu viel Inhaltliches vorwegzunehmen. Das Buch handelt von einem Geheimnis und von maximaler Schuld, von menschlichen Abgründen und vom Versagen, z.B. einer kollektiven Unfähigkeit zur Kommunikation. Die Handlung erstreckt sich über mehrere Jahrzehnte und liest sich spannend. Er wird auch heute noch viel gelesen und steht nach wie vor auch in der Kritik. In den vielen Rezensionen zur Verfilmung von 2009 geht es meistens vor allem um die Romanvorlage und deren Rezeption zur Zeit seines Erscheinens in den 90ern. Leseprobe Überblick Inhalt & Analyse Materialien Aspekte & Kritik Lob & Kritik, Pro & Contra – ›Welt‹ 2007 Rezension der Verfilmung SZ 2009 Rezension der Verfilmung ZEIT 2009 Rezension der Verfilmung SPIEGEL 2009 Rezension der Verfilmung SZ 2010 Trailer der Verfilmung 2009
Juli Zeh: Über Menschen (2021) Die Autorin schreibt in ihrem Stadtfluchtroman einmal mehr nah an den virulenten Gegenwartsthemen und sie hat ein Flair für Figuren, die ein Weltbild verkörpern. Hauptsächlich ist es die Geschichte einer Neuorientierung, die 30jährige, sehr trendige Marketingfachfrau flieht vor ihrer kriselnden Beziehung mit ihrem Freund, einem neuvegannen Thunbergianer, Journalisten und Coronaparanoiker, und zwar flieht sie ins unbekannte Land Brandenburg, kritische 90 Minuten weit entfernt von Berlin. Dort findet sie sich in einem andren Universum wieder – und mit dem ersten Lockdown ist sie gezwungen, sehr autark zu funktionieren. da werden die Nachbarn wichtiger, auch wenn sie AFD wählen oder verwahrloste Kinder sind. Podcast mit Juli Zeh zum Roman, SRF Rezensionsübersicht Rezension Süddeutsche Zeitung Rezension ZEIT Videorezension
Ulrich Alexander Boschwitz: Der Reisende (1939/2018) Ungeheuer spannend und bedrückend erzählt der 23-jährige Autor von einem jüdischen Kaufmann, der direkt nach den Novemberpogromen gegen die Juden im November 1938 Nazideutschland verlassen möchte und nicht weiß, wie. An seiner Seite erlebt man mit, wie es sich anfühlt, wenn man plötzlich per se verdächtig ist und sich selber dauernd reflektiert, weil man befürchtet, die eigene Furcht verrate einen. Die Figuren, Gespräche und Begegnungen lehren einem viel darüber, was Macht und Ohnmacht mit uns anstellt: die Verfolgten fallen aus der Welt, deren fester Bestandteil sie eben noch waren; diejenigen auf der sicheren Seite nützen die neue Position aus oder verlangen vom Verfolgten ein Dankeschön, wenn sie es nicht tun. Und nicht mal die Verfolgten untereinander können sich noch trauen.(Photo by 39422Studio from Pexels) Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2018 Rezension Deutschlandfunk 2018
Bertolt Brecht: Die heilige Johanna der Schlachthöfe (1931) Chicago in den Dreißigerjahren, Fleischindustrie, Wirtschaftskrise, drohende Arbeitslosigkeit: Die street workerin Johanna Dark möchte das Leid der zahlreichen arbeitslose oder schlecht bezahlten Fleischindustriearbeiter*innen lindern. Die Frage ist aber, welchen Preis man zu bezahlen bereit ist, um die Fabrikbosse dazu zu bringen, nicht bloß an den eigenen Profit zu denken.Brechts sozialpolitisches Drama erzählt von der Vergeblichkeit sozialer Kompromisse in der Krise und der negativen Wirkung religiöser Organisationen, die letztlich nur den Reichen und Mächtigen dienen und damit die herrschenden Verhältnisse nicht verändern. Überblick Zusammenfassung Kurzfassung goes Playmobil Trailer der Bühnenfassung der Schaubühne, Berlin 2014 (Regie: Peter Kleinert) Trailer des Nationaltheaters Mannheim 2016 (Regie: Georg Schmiedleitner) Trailer des Deutschen Theaters Berlin 2009 (Regie: Nicolas Stemann) Rezension einer Inszenierung des Wiener Burgtheaters (FAZ 2010)
Gerhart Hauptmann: Die Weber (1892) Was man heute von den skandalösen Bedingungen der Textilindustrie z.B. in Bangladesh weiß, galt im 19. Jahrhundert für die Webindustrie z.B. in Schlesien (im heutigen Polen und Tschechien gelegen). Hauptmann hat mit diesem sozialen Drama in fünf Akten ein Sittengemälde rund um den dortigen Weberaufstand 1844 entworfen, um die sozialen und politischen Dimensionen des Konflikts zu verdeutlichen. Es ist in Dialekt geschrieben, an den man sich beim Lesen ziemlich gut gewöhnt. Überblick Inhaltsangabe Textauszug (Dialekt beachten) Entstehung und Interpretation Kurzfassung goes Playmobil Trailer der Bühnenfassung am DT Berlin 2014 (Regie: Michael Thalheimer) Komplette Bühnenfassung DT Berlin 2014
Horst Krüger: Das zerbrochene Haus (1966) »Ich bin ein typischer Sohn jener harmlosen Deutschen, die niemals Nazis waren und ohne die die Nazis doch niemals ihr Werk hätten tun können.« Ein guter Satz, so einfach wie angriffslustig. Er illustriert exemplarisch die Haltung des Autors, der 14 war, als Hitler Kanzler wurde, als Zwanzigjähriger in Hitlers Krieg ziehen musste und mit Mitte vierzig die Auschwitz-Prozesse im Gerichtssaal miterlebte. Krügers neu aufgelegte autobiographische Erzählung ist etwas vom Besten und Zugänglichsten zur Frage deutscher Schuld. Krüger setzt sich mit dem Milieu seiner Jugend auseinander, sucht seine eigene Rolle als Freund eines Nazigegners, erlebt nochmals seine Zeit als Häftling der Gestapo. Seine Erfahrungen als Soldat im Krieg spart er aus, zugunsten eines sehr starken letzten Kapitels. Dort erzählt er auf beklemmende Weise, wie er 1964 die Frankfurter Auschwitz-Prozesse erlebt, in denen ein ganzes Volk, das gerade wieder wirtschaftlich auf die Beine kam, sich mit seinen verdrängten Verbrechen konfrontiert sieht. Die ganz normalen Menschen und ihre ganz unnormale Vergangenheit. Übersicht Leseprobe Rezensionsüberblick Rezension ZEIT 2019 Rezension ZEIT 1966 (!) Rezension SPIEGEL 1966
Christian Kracht: Die Toten (2016) 1933: Faschismus, Kino und Japan. Der NZZ-Rezensent meint dazu: Indem »Kracht mit dem [historischen Kulturjournalisten] Kracauer auf den Stummfilm und das stumme Grauen des aufziehenden Nazi-Terrors ] bringt er die Barbarei zum Sprechen«. (NZZ vom 10.9.16)Überblick Leseprobe Rezensionsübersicht Rezension ZEIT 2016 Rezension SPIEGEL 2016 Rezension SZ 2016 Rezension NZZ 2016 Interview mit Christian Kracht (2016) Interview mit einem Rezensenten Literaturgespräch SRF 2016 (von 2:40 an)
Günter Grass: Katz und Maus (1961) Wer hat die Katze auf die Maus aufmerksam gemacht? Was kann die Maus tun, um sich zu retten? Schauplatz: Das polnische Danzig, mitten im Zweiten Weltkrieg. Der Gymnasiast Joachim Mahlke wird für sein Aussehen gemobbt, bis er sich so weit hochkämpft, dass er dafür Bewunderung erntet, als Mitschüler beim Tauchen und Onanieren sowie als Soldat mit der Panzerfaust. Dass er dann verschwindet, hat womöglich mit seinem Freund Pilenz zu tun, der uns die ganze Geschichte erzählt und der ein schlechtes Gewissen hat. Bild: Still einer Verfilmung von 1967. Überblick Inhalt & Kommentar Inhaltsangabe Inhalt & Beurteilung Kapitelübersicht Hintergrundinfos (Schulprojekt) Radioessay 2001 Verfilmung (1967)
Georg Büchner: Leonce und Lena (1836/1895) Büchners bissige, als Komödie bloß getarnte Politsatire offenbart die am königlichen Hof herrschende dekadente Langeweile und Hohlheit: Ein Prinz und eine Prinzessin befinden sich unabhängig voneinander auf der Flucht vor einer Eheschließung, zu der sie verdonnert wurden. Das Volk muss Beifall klatschen, darf aber wenigstens am Braten riechen. Na, das ist doch immerhin was. (Bild: Szene aus einer Inszenierung von Robert Wilson am Berliner Ensemble 2003) Überblick Kurzanalyse Ausführliche Zusammenfassung Lektürehilfe Kurzfassung goes Playmobil Interpretationsansatz Das vollständige Stück Trailer einer Ballettfassung 2010 Trailer Theater Erlangen 2011 Trailer Schauspielhaus Zürich 2012 Trailer Schaubühne Berlin 2014 Trailer Nordlicht Theater Wien 2015 Trailer Nationaltheater Mannheim 2016
Siegfried Lenz: Deutschstunde (1968) ›Deutschstunde‹ heißt der Roman, weil er eine zentrale Frage Nachkriegsdeutschlands stellte: Wie groß war der Spielraum der vielen, die in Hitlerdeutschland Befehle ausführten? Oder stellten sich manche diese Frage nicht? Der exemplarische Fall eines Dorfpolizisten, der einem befreundeten Künstler gegenüber ein von oben erteiltes Malverbot durchsetzen soll, wird aus der Warte von dessen Sohn Siggi erzählt, der dem Maler näher als der eigene Vater steht. (Bild: Szene aus der Verfilmung von 1971) Überblick Überblick & Kommentar Ausführliche Inhaltsanalyse & Kapitelübersicht Rezension SPIEGEL 1968 Trailer der Verfilmung von Peter Beauvais 1971