Jonas Lüscher: Kraft (2017) Der Rhetorikprofessor Richard Kraft steht vor seiner zweiten Scheidung und muss dringend eine Geldquelle an Land ziehen, um die auf ihn zukommenden Alimente bezahlen zu können. Da kommt ihm ein philosophischer Wettbewerb aus Silicon Valley wie gerufen, der eine Million Dollar demjenigen verspricht, der die beste Antwort auf die auf Leibniz (18. Jh.) aufbauende Frage liefert, weshalb wir in der besten aller Welten leben – aber wie wir sie dennoch verbessern können. Im Laufe des Romans erfahren wir, wie der junge Kraft in den achtziger Jahren gegen den rebellischen Mainstream der linken Jugend opponiert und sich an Helmut Kohls Neoliberalismus ausrichtet. Da steckt einiges an politischer Recherche drin, was sich je nach Interessenlage recht spannend liest. Unterhaltsam sind auch die Liebes- und Ehegeschichten oder die Passagen mit seinem Freund, der als Begleiter einer ungarischen Schachmannschaft den Eisernen Vorhang überwindet. Eine Art Höhepunkt bilden seine Erlebnisse in der Stanford University, wo er unter anderem mit einem ungebrochenen kalifornischen Optimismus und einer Technik- und Machbarkeitseuphorie à la The Circle konfrontiert wird. (Bild) Leseprobe Rezensionsüberblick Rezension ZEIT 2017 Rezension WOZ 2017 Rezension SZ 2017 Rezension NZZ 2017 Rezension booknerds 2017 Interview mit Lüscher (Sternstunde Philosophie) Besprechung im Literaturclub (von Minute 13:00 an)
Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt (2005) Dieser augenzwinkernde Roman um zwei berühmte Geistesgrößen in Deutschland um 1800 bewegt sich entlang historischer Fakten, schmückt sie aber mit jeder Menge privaten Geschichten und Dialogen aus, was den Kuriositätengehalt und den Unterhaltungswert des Plots steigert, aber sozusagen historisch erfunden ist. Dem so nerdigen wie knallharten Naturwissenschaftler Humboldt folgt man auf seine Weltreisen, an der Seite des knorrigen und sturen Mathematikers Gauss erfährt man einiges über die unfreien politischen Zustände im Deutschland der Restaurationszeit und wie schwer es war, Geld aufzutreiben für eine Forschung unter Adligen, die –salopp formuliert – weiß Gott nicht alle Abitur hatten. Kauzig sind beide Männer, und man muss das schon mögen, wenn man sich die dreihundert Seiten vornimmt. Übrigens begegnen sie sich auch mal. Bild: Detlev Buck verfilmte den Roman 2012. Überblick Inhalt & Kommentar Inhalt & Analyse Rezensionsübersicht Rezension SPIEGEL 2005 Rezension FAZ 2005 Rezension ZEIT 2005 Reaktionen aus aller Welt Erfolgsbericht FAZ 2006 Trailer der Verfilmung 2012 (Regie: Detlev Buck)
Christoph Hein: Weiskerns Nachlass (2011) Als Geisteswissenschaftler zu arbeiten, kann zu Armut führen. Das realisiert auch der 59-jährige Unidozent Stolzenburg, der sich zwar wechselnde junge Studentinnen als Geliebte hält, seine Leidenschaft aber im Studium der Schriften eines Schriftstellers aus dem Barock findet. Dann wird er auf offener Straße von einer Mädchengang verprügelt und erhält ein so attraktives wie unlauteres Angebot eines reichen Studenten, den er allerdings verachtet. (Bild) Überblick Überblick Inhaltsangabe Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2011 Rezension Berliner Zeitung 2011 Blogrezension 2011 Blogrezension inkl. Lesung Interview mit Christoph Hein zum Roman Christoph Hein liest aus seinem Roman Spannend, unterhaltsam und süffig geschrieben. Die kulturpessimistischen Ansichten der Hauptfigur werden von einem humoristischen Tonfall getragen.
Martin Walser: Brandung (1985) Der Titel steht für die anbrandenden Gefühle, die der Protagonist Helmut Halm als Gastprofessor im kalifornischen Berkeley erlebt, als er sich, angeregt von einer verführerischen Studentin, neu erfindet. Man lernt mit ihm Kalifornien lieben und rennt mit ihm gegen Wände. Bitter, klug, böse, auch das Campusleben bekommt sein Fett weg. (Bild) Überblick Rezension SPIEGEL 1985 Rezension ZEIT 1985 Rezension FAZ 1985 Blogrezension Blogrezension inkl. Zitaten 2008 Wissenschaftliche Arbeit über den Inneren Monolog in ›Brandung‹ Interview mit Martin Walser zum Thema Reichtum FAZ 2007