Über das Verhältnis dieses Motivs zu verwandten Motiven
- In Abgrenzung zum Motiv Migration und Fremde steht hier die eigentliche Flucht im Zentrum, das erklärt manche Überschneidungen mit dem Motiv ›unterwegs‹. Manche Geschichten handeln von getriebenen Menschen, die nirgends und nie ankommen.
- Manche vermeintlich gewöhnliche Reise birgt das Motiv der Flucht. Sie geschieht aus dem inneren Drang, sich von der als eng empfundenen Heimat auf Probe zu befreien und nach neuen Himmeln zu suchen, in denen man sich verlieren, nach neuen Ufern, an denen man stranden kann, nach einem anderen Selbst oder einer alternativen Daseinsform.
- Die ersten beiden Punkte erklären, wieso sich hier nebst klassischen Fluchtgeschichten auch Titel finden, die eine Flucht im übertragenen Sinne zum Gegenstand haben. Das führt zu zehlreichen Überschneidungen zu den Motiven Melancholie, Glaube, Fremdgehen oder Sucht.
Weltliteratur
Henrik Ibsen: Die Stützen der Gesellschaft (1887)
Deutschsprachige Literatur
Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen: Der abenteuerliche Simplicissimus Teutsch (1668)
Friedrich Hölderlin: Hyperion oder Der Eremit in Griechenland (1797-99)
Georg Büchner: Leonce und Lena (1836/1895)
Annette von Droste-Hülshoff: Die Judenbuche (1842)
Henrik Ibsen: Die Stützen der Gesellschaft (1887)
Arthur Schnitzler: Liebelei (1895)
Arthur Schnitzler: Leutnant Gustl (1900)
Franz Kafka: Die Verwandlung (1915)
Thomas Mann: Der Zauberberg (1924)
Arthur Schnitzler: Fräulein Else (1924)
Anna Seghers: Das siebte Kreuz (1942)
Max Frisch: Graf Öderland (1951/56/61)
Alfred Andersch: Sansibar oder der letzte Grund (1957)
Uwe Johnson: Mutmaßungen über Jakob (1959)
Peter Weiss: Abschied von den Eltern (1961)
Peter Handke: Die linkshändige Frau (1976)
Uwe Johnson: Jahrestage (1970-83)
Markus Werner: Zündels Abgang (1984)
Werner Schwab: Die Präsidentinnen (1991)
Ruth Klüger: weiter leben (1992)
Herta Müller: Herztier (1994)
Sibylle Berg: Ein paar Menschen suchen das Glück und lachen sich tot (1997)
Sven Regener: Herr Lehmann (2001)
Christoph Steier: Tauchertage (2008)
Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten (2009)
Arno Geiger: Alles über Sally (2010)
Wolfgang Herrndorf: tschick (2010)
Stephan Thome: Fliehkräfte (2012)
Sibylle Berg: Vielen Dank für das Leben (2012)
Angelika Klüssendorf: April (2014)
Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit (2016)
Olga Grjasnowa: Gott ist nicht schüchtern (2017)
Simon Strauß: Sieben Nächte (2017)
Matthias Brandt: Blackbird (2019)
Film
Die fetten Jahre sind vorbei (Hans Weingartner, D 2004)
Little Children (Tood Field, USA 2006)
Glück (Doris Dörrie, D 2012)
Django Unchained (Quentin Tarantino, USA 2012)
Fuocoammare (Gianfranco Rosi, Doku, It 2016)