Ingeborg Bachmann: Der gute Gott von Manhattan (1958)

Kann es eine grenzüberschreitende Liebe geben? Gibt es utopisches Leben jenseits der Ordnung? Bachmann beschreibt in ihrem Hörspiel die Macht, die hinter der Liebe steht, und spielt die Formen durch, die den Menschen zur Verfügung stehen. – Die Handlung: Gott höchstpersönlich steht vor einem New Yorker Gericht. Er hat eine junge Frau getötet, die sich dem Europäer Jan in ekstatischer Liebe verschrieben hat. Die Zufallsbekanntschaft führte in wenigen Augenblicken zum gegenseitigen Schwur ewiger Liebe. Gott lehnt solch radikale Liebe ab, sie sei schlimmer als Ketzerei und stelle eine Bedrohung der Weltordnung dar. Jan, der den Anschlag nur zufällig überlebt hat, ist mittlerweile auf dem Weg zurück nach Europa, er bleibt in der Mittelmäßigkeit zurück. Bild: Szene aus einer Inszenierung von Claudia Bossard am Schauspielhaus Graz, 2017.

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Inhaltsangabe

Kurzfassung goes Playmobil

Essay zur Intertextualität in dem Stück

Rezension ZEIT 1958/2012

Rezension SPIEGEL 1958

Probenmitschnitt einer Inszenierung am Münchner Galerietheater 2002

Trailer Schauspielhaus Graz 2017 (Regie: Claudia Bossard)

Bertolt Brecht: Der gute Mensch von Sezuan (1940/43)

Wie vertragen sich moralisches Dasein mit der realen Welt? Die junge Shen Te, von den Göttern reich beschenkt, gründet eine Firma. Sie, die als Prostituieret arbeitete und die Armut kennt,  möchte am liebsten alle Bittsteller an ihrem Wohlstand teilhaben, merkt aber, dass das nicht funktioniert und sie ausgenützt wird. So schlüpft sie zwischendurch immer wieder in die Rolle eines (fiktiven) Cousins Shui Ta. Der ist geschäftstüchtig, mitleidlos und hält ihr Geld zusammen. Am Ende weiß Shen Te trotzdem nicht weiter. »Der Vorhang zu und alle Fragen offen.« In diesem Parabelstück illustriert Brecht seine These, wonach die kapitalistischen Verhältnisse den Menschen daran hindern, radikal Gutes zu tun, weil er sich sonst mit einem menschenunwürdigen Elend abfinden müsste. Bild: Laura Balzer in einem Interviewtrailer der Schaubühne Berlin, 2017. (siehe unten)

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Inhalt & Kommentar

Inhaltsangabe

Chronologische Interpretation Szene für Szene

Interpretationsansatz

Verständnishilfe inkl. Lernvideos

Kurzfassung goes Playmobil

Videointerpretation 2013

Trailer Schaubühne Berlin 2010 (Regie: Friederike Heller)

Trailer Theater Neumarkt Zürich 2011 (Regie: Barbara Weber)

Trailer Wuppertaler Bühnen 2017 (Regie: Maik Priebe)

interviewtrailer Schaubühne Berlin 2017 (Regie: Peter Kleinert)

Juli Zeh: Leere Herzen (2017)

»Full Hands Empty Hearts / It’s a Suicide World Baby.« Der Song, der in Zehs dystopischem Deutschland in Jahre 2025 ein Hit ist, spricht Bände. Das Land hat einen Rechtsruck hinter sich und die nihilistische Protagonistin Britta ist stellvertretend für eine an Politik desinteressierte Mehrheit, die diesen Zustand zu verantworten hat. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Babak hat sie die ›Brücke‹ ins Leben gerufen, eine psychotherapeutische Institution, welche suizidale Menschen entweder heilt oder – wenn der Wunsch zu sterben nicht vergeht – zu Selbstmordattentätern rekrutiert: Sie widmen ihren Tod einem Zweck wie z.B. dem Natur- oder Tierschutz. Eine so eigenwillige wie einträgliche Geschäftsidee. Doch dann wird ein Selbstmordanschlag verübt, dessen Attentäter aus einer Konkurrenzorganisation zu stammen scheinen. Und die schöne Julietta taucht auf und provoziert Britta durch ihre Entschlossenheit. Aus diesen Konflikten entwickelt sich ein recht handlungsorientierter Thriller, in dessen Verlaufe sich Britta gezwungen sieht, ihre politische Haltung und ihre ethischen Maßstäbe zu hinterfragen. (Bild)

Überblick inkl. Links zu Interviews

Leseprobe

Rezensionsübersicht

Rezension ZEIT 2017

Rezension FAZ 2017

Interview mit Juli Zeh 2017

TV-Beitrag 10.11.17

Monika Maron: Stille Zeile Sechs (1991)

»Wenn das Opfer sich nicht wehrt, hat es auch Schuld.« In diesem tiefsinnigen, bedrückenden, in einer sehr präzisen Sprache verfassten Roman rechnet die Ich-Erzählerin (und wohl auch die Autorin) mit ihrer Heimat ab und der Rolle, die sie darin spielte. Ostberlin, Hauptstadt der DDR, des vermeintlich ›Besseren Deutschlands‹, weil durch den ›antifaschistischen Schutzwall‹ vom kapitalistischen Westen abgeschirmt: Die Wissenschaftlerin Rosalind, im kommunistischen Nachkriegsdeutschland aufgewachsen, soll die Memoiren eines alten Stalinisten und strammen Parteigenossen, der als junger Mann gegen die Nazis kämpfte, zu Papier bringen – Anlass zu einer persönlichen Auseinandersetzung mit ihm und mit der ostdeutschen Diktatur. Der Titel ist schlicht die Adresse des alten Beerenbaum. (Bild)

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Inhalt & Kommentar

Leseprobe (den Cursor benützen)

Rezension ZEIT 1991

Blogrezension 2010

Rezension

Literaturgespräch (1991) über den Roman (von Minute 41:25 an)

Bertolt Brecht: Furcht und Elend des Dritten Reiches (1935-43)

In vielen kleinen Szenen, denen jeweils ein Gedicht vorangestellt ist, liefert Brecht einen vielfältigen und eindrücklichen Blick quer durch das faschistische Deutschland vor dem Krieg und während. Exemplarisch werden Nazis, Mitläufer, Gestapo, Soldaten, Opfer und die kleinen Leute, inklusive ihrer individuellen charakterlichen Veranlagung im Alltag gezeigt: »Eine Mischung aus Brutalität und Angst, Großmannssucht und Duckmäuserei, Egoismus und Feigheit.« (Bildquelle)

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Inhalt & Gliederung

Trailer einer szenischen Umsetzung 2009

Rezension einer Inszenierung am Berliner Ensemble 2009

Ernst Toller: Masse Mensch (1920)

Darf man mit gewaltsamen Mitteln eine Utopie verwirklichen, um für Gerechtigkeit herzustellen? Und wohin mit der Schuld? Die Intellektuelle Sonja Irene L. solidarisiert sich mit dem revolutionären Proletariat und tritt aktiv für die Befreiung und Verbrüderung aller Menschen ein, gegen den Willen ihres Mannes, der mit der Regierung zusammenarbeitet und nach dem Ersten Weltkrieg gute Geschäfte macht. Sonja zögert nicht, ihre Beziehung den vordringlicheren Interessen der »Masse« zu opfern. Toller verwendet in seinem expressionistischen, klassenkämpferische Stück eine ekstatisch-verkürzte Sprache und Traumbilder, die auf das antike Trauma zurückgreifen. (Bild: Szenenbild einer Umsetzung von 2012)

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Text (hier auch)

Inhalt & Hintergrund

Kurzfassung goes Playmobil

Interpretation

Trailer

Max Frisch: Graf Öderland (1951/56/61)

Ein Staatsanwalt wechselt die Seiten und probt den Ausbruch. Des alltäglichen Erwerbslebens überdrüssig, wird er zum Kriminellen im Namen der Freiheit. Als marodierender Rebell namens Graf Öderland stellt er sich mit der Axt in der Hand und einer wachsenden Gefolgschaft allen, die sich seinem Ausbruch und seiner Vorstellung von Freiheit in den Weg stellen. Was davon Realität ist – und was Imagination oder Wahn –, lässt Frisch bewusst teilweise offen. Der Autor bezeichnete dieses von ihm dreimal neu geschriebene Stationendrama in zwölf Bildern als sein liebstes und geheimnisvollstes Stück. Bild: Szene einer Inszenierung in Dresden 2015 von Volker Lösch, der den Stoff mit der Dresdner PEGIDA-Bewegung verknüpft.

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Trailer der Dresdner Inszenierung (Regie: Volker Lösch) 2015

Noch ein Trailer dazu

Rezension einer Inszenierung in Dresden, DEUTSCHLANDFUNK 2015

Rezension derselben Inszenierung, FOCUS 2015

Rezension einer Inszenierung in Gießen 2011

Trailer einer Inszenierung, Schauspiel Essen 2011/12

Ausschnitt einer Verfilmung von 1968 mit Bernhard Wicki

Max Frisch: Mein Name sei Gantenbein (1964)

»Ich probiere Geschichten an wie Kleider.« Ein Spiel mit Identitäten, ein Roman, der mit der vielfachen Erfindung spielt, ohne Haupthandlung auskommt und damit Literaturgeschichte geschrieben hat. Eine Ehe ist kaputt gegangen und der Mann versucht herauszufinden, woran es lag, und zwar indem er sich Geschichten mit anderen Versionen seines Ichs ausdenkt. Peter von Matt sagt dazu in der ZEIT: »Die Wahrheit über sich selbst kann niemand aussprechen, auch nicht die Wahrheit über einen andern, die Geliebte zum Beispiel oder den Geliebten. Individuum est ineffabile: Das wusste schon das Mittelalter, jetzt wurde der Satz wieder aktuell. Nur in erfundenen Geschichten erscheint das Tatsächliche, erklärte der Erfinder des Gantenbein-Spiels und erzählt, mit der Lust des alten Boccaccio.« (Bild)

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Auszug (Hörprobe)

Rezension ZEIT 2012

Blogrezension 2006

Blogrezension 2005

noch ’ne Blogrezension

Rezension der Inszenierung einer Bühnenfassung 2014

Trailer zu dieser Bühnenfassung (Schauspielhaus Zürich 2014, Regie: Dušan D. Parízek) … und gleich noch ein weiterer Teaser dazu

Videorezension 2016

Max Frisch und das Identitätsproblem (Werk, Themen, Portrait)

Max Frisch interviewt sich selbst (Zusammenschnitt alter Aufnahmen)

Beitrag zu Frisch

Doris Knecht: Gruber geht (2011)

Für den Mittdreißiger Gruber ist der Begriff des ›Mansplaining‹ erschaffen worden: Ein Alleswisser, ein unmöglicher Macho, der sich gerne als »Mover und Shaker« sieht: Er ist »Porschefahrer, Businessmann, Aufreißer, Wiener. Einer, der eigentlich weiß, dass er sich schon überlebt hat. Ein Macker vom alten Schlag, fern jeglicher Weinerlichkeit. Jammern gibt es für einen wie Gruber nicht. Ärzte sind „etwas für Luschen. Für Leute, die sonst kein Leben haben. Für schwache Leute. Feige Leute. Kinder.“ Blöd nur, dass ausgerechnet Gruber dann Krebs bekommt.« (ZEIT) Knecht erzählt mit viel Verständnis für die schwachen starken Kerle, mit viel Schmackes und sprachlichem Witz. Bild: Manuel Rubey und Bernadette Heerwagen in der Verfilmung von Knechts Erstling (Regie: Marie Kreutzer, 2015)

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Leseprobe

Rezension ZEIT 2011

Blogrezension 2016

Rezension Tagesanzeiger 2011

Interview mit der Autorin (falter 2011)

Trailer der Verfilmung (2015)

Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten (2009)

Wie findet man nachhaltiges Glück? Und wie geht man durch sein Leben, wenn die Antwort ausbleibt? Der Protagonist ist vierzig, hat seit 14 Jahren einen Doktortitel in Philosophie, arbeitet aber in der Teppichetage einer Wäscherei und läuft mit einer melancholischen Grundstimmung durch sein abgetretenes Leben. Abgetreten, weil Karriere und große Ziele für ihn noch nie eine Rolle spielten; er findet das Glück eher in kleinen Dingen. »Sein Problem: Er möchte gerne etwas erleben, was der Zartheit seiner Seele entspricht, aber stattdessen ist er immerzu ›dem Zwangsabonnement der Wirklichkeit ausgeliefert‹.« (FAZ) Nun gerät er in eine Krise, weil seine Lebenspartnerin auf Nachwuchs drängt. (Bild)

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Rezensionsübersicht

Rezension ZEIT 2009

Rezension FAZ 2009

Blogrezension 2009

Der Autor liest an der Buchmesse einen Auszug vor (2009)