Dieter Rotmund ist ein Mann mittleren Alters und das, was man einen traurigen Helden nennen kann. Zwar ist er verheiratet, hat eine Liebhaberin und wird zum Finanzdirektor befördert, aber das ändert nichts an seinem melancholischen Gemüt. Er schlägt sich so tapfer wir trostlos durch seine zunehmende Vereinsamung. Dabei kommen ihm absurderweise ein Ohr und sein linker kleiner Zeh abhanden. Das ist sehr sonderbar, aber keineswegs die Hauptsache in diesem melancholischen Roman, der vor allem denkwürdige Beobachtungen aus dem Alltag, philosophische Tröstungen und Humor von der subtilen Seite bietet.
»Sicherheit ist das Kennzeichnen des Tölpels«, weiß der Protagonist Moritz Wank von einem chinesischen Sprichwort. Er selbst »stehe unter dem Fluch einer angeborenen Schwunglosigkeit«. Wank ist Ende dreißig und hält sich als Maler gerade so über Wasser. Ein Lebenskünstler ist er deshalb noch lange nicht, dazu kämpft er viel zu sehr damit, unser aller Leben nicht anstrengend, absurd oder gar abscheulich zu finden. Was anderen Menschen Normalität und Trost bedeutet, stellt ihn vor Rätsel oder erweckt sein Grauen. Am Begräbnis des Vaters tröstet ihn der Pfarrer mit der Floskel, das Leben gehe weiter – genau das empfindet Wank aber als anstößig: Soll man jetzt so tun, als ob nichts wäre, immer weiter – und wozu? Halt gibt Wank seine sensible, zugewandte Freundin, die 30-jährige Dentalhygienikerin Judith, die ihn immer wieder auf liebevolle Weise mit seinen Schrulligkeiten konfrontiert. Er allerdings ist sich der Fragilität seines Glücks jederzeit bewusst. – Markus Werner dritter Roman ist ein melancholisches, geistreiches und virtuos geschriebenes Portrait eines zweifelnden, depressiv veranlagten Mannes, dessen Weltanschauung sich darum dreht, was wir alles verdrängen resp. verdrängen müssen, um unser Dasein und unseren Alltag auszuhalten und an gegenwärtigem Glück festhalten zu können.
»Ich probiere Geschichten an wie Kleider.« Ein Spiel mit Identitäten, ein Roman, der mit der vielfachen Erfindung spielt, ohne Haupthandlung auskommt und damit Literaturgeschichte geschrieben hat. Eine Ehe ist kaputt gegangen und der Mann versucht herauszufinden, woran es lag, und zwar indem er sich Geschichten mit anderen Versionen seines Ichs ausdenkt. Peter von Matt sagt dazu in der ZEIT: »Die Wahrheit über sich selbst kann niemand aussprechen, auch nicht die Wahrheit über einen andern, die Geliebte zum Beispiel oder den Geliebten. Individuum est ineffabile: Das wusste schon das Mittelalter, jetzt wurde der Satz wieder aktuell. Nur in erfundenen Geschichten erscheint das Tatsächliche, erklärte der Erfinder des Gantenbein-Spiels und erzählt, mit der Lust des alten Boccaccio.« (Bild)
Für den Mittdreißiger Gruber ist der Begriff des ›Mansplaining‹ erschaffen worden: Ein Alleswisser, ein unmöglicher Macho, der sich gerne als »Mover und Shaker« sieht: Er ist »Porschefahrer, Businessmann, Aufreißer, Wiener. Einer, der eigentlich weiß, dass er sich schon überlebt hat. Ein Macker vom alten Schlag, fern jeglicher Weinerlichkeit. Jammern gibt es für einen wie Gruber nicht. Ärzte sind „etwas für Luschen. Für Leute, die sonst kein Leben haben. Für schwache Leute. Feige Leute. Kinder.“ Blöd nur, dass ausgerechnet Gruber dann Krebs bekommt.« (ZEIT) Knecht erzählt mit viel Verständnis für die schwachen starken Kerle, mit viel Schmackes und sprachlichem Witz. Bild: Manuel Rubey und Bernadette Heerwagen in der Verfilmung von Knechts Erstling (Regie: Marie Kreutzer, 2015)
Wie findet man nachhaltiges Glück? Und wie geht man durch sein Leben, wenn die Antwort ausbleibt? Der Protagonist ist vierzig, hat seit 14 Jahren einen Doktortitel in Philosophie, arbeitet aber in der Teppichetage einer Wäscherei und läuft mit einer melancholischen Grundstimmung durch sein abgetretenes Leben. Abgetreten, weil Karriere und große Ziele für ihn noch nie eine Rolle spielten; er findet das Glück eher in kleinen Dingen. »Sein Problem: Er möchte gerne etwas erleben, was der Zartheit seiner Seele entspricht, aber stattdessen ist er immerzu ›dem Zwangsabonnement der Wirklichkeit ausgeliefert‹.« (FAZ) Nun gerät er in eine Krise, weil seine Lebenspartnerin auf Nachwuchs drängt. (Bild)
Eine verheiratete 44-jährige Lehrerin erinnert sich in Episoden an eine unglückliche Liebe ihrer Jugend und hat Schwierigkeiten mit dem Älterwerden. (Bild)