Stefan Zweig: Angst (1910/20) Irene Wagner, verheiratet, Ende zwanzig, lässt sich aus Neugier und einem diffusem Überdruss am vor sich hinplätschernden Familienleben auf ein Abenteuer ein. Das wattierte Dasein als zweifache Mutter in einem bürgerlichen Haushalt der besseren Wiener Gesellschaft füllt sie nicht aus. Dieses Selbstverständliche gerät aber von einem Moment auf den anderen in Gefahr, als sie von einer Frau erpresst wird, die sich als die Freundin des Liebhabers ausgibt. Fortan fürchtet Irene, die Affäre fliege auf und ihr wird bewusst, was sie zu verlieren hat. Sie registriert ihre Versäumnisse, beispielsweise was die Beziehung zu ihren zwei Söhnen betrifft, und sehnt sich zurück zu dem eben noch verschmähten kleinen Frieden der eigenen Familie und den gesitteten Verhältnissen. Die spannende Novelle lebt vom Getriebensein der Protagonistin, die sich dem Schicksal ohnmächtig ausgeliefert sieht. Überblick Inhalt & Kommentar Volltext der ganzen Novelle Blogrezension 2011 Noch ne Blogrezension (2000) Analyse & Figuren Kurzfassung goes Playmobil kurze Stummfilmfassung (1928) Trailer einer Bühnenfassung Theater Erlangen (2012)
Arno Geiger: Unter der Drachenwand (2018) 1944, österreichische Provinz: Der 25jährige Wiener Veit Kolbe erholt sich nach vier Jahren Fronteinsatz von einer schweren Verwundung. Der Krieg ist noch nicht zu Ende und Kolbe kein Held. Hitlers Partei war ihm »Sinngebung«, der Krieg Normalität. In dem Dorf lernt er einige Menschen kennen: Nanni, ein unglückliches Mädchen, die in ihren Cousin verliebt ist; Margot, eine verheiratete junge Mutter, deren Mann auch an der Front ist; einen Gärtner, den alle den »Brasilianer« nennen, weil er lange in Rio lebte. Sie alle hoffen, dass irgendwann wieder das Leben beginnt. Arno Geiger erzählt von Veits Alpträumen, von der seltsamen Normalität in diesem Dorf in Österreich – und von der Liebe. Es kommen aber auch andere Stimmen zum Zug, die von anderen Realitäten dieser Epoche erzählen, zum Beispiel einer jüdischen Wiener Familie, die vor den Nazis nach Budapest flieht, oder Margots Mutter in Darmstadt, die vom Bombenkrieg berichtet. Ein Roman über den einzelnen Menschen und die Macht der Geschichte, über das Persönlichste und den Krieg, über die Toten und die Überlebenden. (Bild) Überblick Rezensionsübersicht Rezension FAZ 2018 Rezension ZEIT 2018 Rezension profil 2018 Audio-Gespräch mit dem Autor Viedeorezension FAZ 2018
Gottfried Keller: Romeo und Julia auf dem Dorfe (1856/75) Die beiden Väter hassen sich aus tiefstem Herzen, ihre Kinder verlieben sich unsterblich ineinander. Keller verlegt Shakespeares Tragödie aus Verona ins sächsische Bauernmillieu. (Bild) Überblick Inhaltsangabe Kurzfassung goes Playmobil Analyse & Hintergrundinformationen Uni Zürich Die ganze Novelle als Volltext Gert Westphal liest den Text vor Trailer einer Bühnenfassung Schauspielhaus Graz 2013 Trailer einer musikalischen Bearbeitung für die Bühne Theater Bielefeld 2015
Friedrich Hebbel: Maria Magdalena (1843/46) Klara gerät soll die Familienehre retten, weil ihr Bruder Karl etwas ausgefressen haben soll, und gerät zwischen die Fronten ihres Vaters und zweier fragwürdiger Verehrer. Hebbel wirft in seinem Dreiakter rund um die gebeutelte Klara seinen Zeitgenossen Heuchelei vor, weil sie ihnen das Gerede der Leute wichtiger ist als eine moralische Integrität. Bild: Sarah Viktoria Frick (Klara), Tilo Nest (Meister Anton) in einer Aufführung von Michael Thalheimer am Wiener Burgtheater 2014) Überblick Inhalt & Kommentar Kurzfassung goes Playmobil Trailer einer Umsetzung frei nach Hebbel, Frankfurt 2011 Trailer Stadttheater Bremerhaven 2013
Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili (1807) Nüchtern, virtuos und konsequent stellt Kleist auf wenigen Seiten eine Gesellschaft an den Pranger, die immer einen Sündenbock sucht, um sich über etwas erheben zu können. Der grausame, der friedfertig-naive und der selbstlose Mensch treffen aufeinander. Die gesellschaftliche Utopie ist zum Greifen nah, wird zerschlagen und schimmert zuletzt doch weiter vor sich hin. Eine Lektüre, sie man nicht mehr vergisst. (Bild) Überblick Zusammenfassung Strukturierte Zusammenfassung Analyse & Interpretation Inhalt, Figuren & Interpretation Die ganze Novelle Trailer einer Umsetzung für die Bühne (Dresden 2011)
Theodor Fontane: Irrungen, Wirrungen (1888) Lene liebt Botho, das einfache Mädchen den adligen jungen Herrn. Dass das nicht geht, sehen beide ein, so viel Nüchternheit besitzen sie. Wie das abläuft und was das mit ihnen allerdings anstellt, das jungle fever des 19. Jahrhunderts, davon erzählt Fontane mit sehr viel Sensibilität und leiser Verachtung für das Ding, das bei ihm ›die Verhältnisse‹ heißt. (Bild) Überblick Zusammenfassung Rezeption, Einordnung & Interpretation Ausführliche Analyse inkl. Grafiken & Folien Der ganze Roman Kurzfassung goes Playmobil Eine freundliche junge Frau stellt den Roman vor und liest ein wenig vor 2014 Ein sonnenbebrillter junger Mann tut es ihr gleich 2016
August Strindberg: Fräulein Julie (1888/89) »Julie, eine Paris Hilton am Rande des Nervenzusammenbruchs vor den Trümmern ihrer aufgelösten Verlobung, findet zu keiner eigenen Persönlichkeit. Als Mitglied der Oberschicht vermisst und missachtet sie gleichsam die schwindenden Werte ihrer Klasse. Gefangen in einem Leben, das sie nicht als ihr eigenes wahrnimmt, wird ihr die Welt zu eng und sie versucht, sich gegen die Gesetze der Normalität aufzulehnen, ohne deren Brutalität zu durchschauen. Der sie umgebenden künstlichen Realität überdrüssig, möchte sie sich gerne daneben benehmen und flirtet auf einem Sommerfest, das ihre Familie für die Angestellten gibt, mit dem Diener Jean – der heute die Titel Assistent, Chauffeur oder Bodyguard tragen würde. Jean, der nach oben will, nutzt die Gelegenheit. Und kehrt die Verhältnisse um.« (Textquelle) Bild: Jessica Chastain und Colin Farrell in Liv Ullmanns Verfilmung von 2014. Überblick Inhalt & Kommentar (anlässlich der Verfilmung 2014) Das ganze Stück Trailer Schaubühne Berlin 2011 (Regie: Katie Mitchell & Leo Warner) Kunstfilmtrailer 2012 Aussschnitt Theater an der Sihl 2014 Trailer Theater in der Josefstadt Wien 2015 Trailer der Verfilmung 2014 (Regie: Liv Ullmann) Deutschsprachiger Trailer 2014 Interview mit der Regisseurin Liv Ullmann 2015
Riikka Pulkkinnen: Die Ruhelose (2006) Auf unterhaltsame, aber ernst zu nehmende Weise setzt sich der Roman mit den Themen Liebe und Tod auseinander. Drei Frauen und ein Mann sind die Protagonisten: Ein früh an Demenz erkrankter Mann hat seiner Frau das Versprechen abgerungen, dass sie ihn sterben lässt, wenn er sie nicht mehr erkennt. Als es so weit ist, gerät sie in ein Dilemma. Ihre Nichte ist eine labile 16-jährige, die ihr Glück von einem Lehrer abhängig macht, mit dem sie eine Affäre eingegangen ist. (Bild: Szene aus der Verfilmung mit dem Titel: Wie weit gehen? von 2014) Überblick Leseprobe Portrait der Autorin Rezension Wiener Zeitung 2014 Rezension Südkurier 2014 Blogrezension 2014
Martin Mosebach: Die Türkin (1999) Ein Doktorand verliebt sich in einem Frankfurter Waschsalon in eine geheimnisvolle Türkin und folgt ihr ohne ihr Wissen Hals über Kopf in ihre Heimat, ohne dass sie sich kennengelernt haben. Das Fremde Land könnte fremder nicht sein, doch im guten Sinne, denn die ländlich-traditionelle Daseinsform empfindet der Protagonist als wohltuenden Gegenentwurf zum ›anything goes‹ der westlichen Moderne. Bleibt die Frage: Wird Pupuseh seine Gebete erhören? Überblick Rezensionsübersicht Rezension Berliner Zeitung 1999 Rezension FAZ 1999 Blogrezension 2006 (inkl. Spoiler) Blogrezension 2012 Übersicht über Mosebachs Publikationen
Arthur Schnitzler: Reigen (1903/1920) A schläft mit B, B mit C, C mit D … usw. … und zuletzt wieder J mit A. Na ja, so viel Promiskuität quer durch alle Schichten – das kam vor 100 Jahren in Wien nicht überall gut an und löste einen gehörigen Skandal aus. Bild: Szene aus einer Inszenierung des Residenztheaters München 2016 (Regie: Patrick Steinwidder) Überblick Inhalt & Kommentar Das ganze Stück Kurzfassung goes Playmobil Kurzfilmprojekt Theatergruppe DramaVision Leipzig 2010 Szene aus einer Inszenierung 2012 Trailer zu einem Filmprojekt 2010 Diese Theaterschüler*innen sind sich im Verlauf dieses Projekts wohl zwangsläufig ein wenig näher gekommen.