Juli Zeh: Über Menschen (2021)

Die Autorin schreibt in ihrem Stadtfluchtroman einmal mehr nah an den virulenten Gegenwartsthemen und sie hat ein Flair für Figuren, die ein Weltbild verkörpern. Hauptsächlich ist es die Geschichte einer Neuorientierung, die 30jährige, sehr trendige Marketingfachfrau flieht vor ihrer kriselnden Beziehung mit ihrem Freund, einem neuvegannen Thunbergianer, Journalisten und Coronaparanoiker, und zwar flieht sie ins unbekannte Land Brandenburg, kritische 90 Minuten weit entfernt von Berlin.
Dort findet sie sich in einem andren Universum wieder – und mit dem ersten Lockdown ist sie gezwungen, sehr autark zu funktionieren. da werden die Nachbarn wichtiger, auch wenn sie AFD wählen oder verwahrloste Kinder sind.

Podcast mit Juli Zeh zum Roman, SRF

Rezensionsübersicht

Rezension Süddeutsche Zeitung

Rezension ZEIT

Videorezension

Christoph Hein: Guldenberg (2021)

In dem kleinen ostdeutschen Städtchen Guldenberg wurden vor kurzem ein Dutzend geflüchtete Teenager aus Afghanistan und Syrien aufgenommen, um die sich nun ein paar engagierte Frauen kümmern – was im Ort für Aufruhr sorgt, denn viele wollen »die Fremden« nicht hier. Der Autor steuert nicht auf den raschen Konflikt zu, sondern entwirft mit viel Geduld den Schauplatz, der sich als ein Spannungsfeld rivalisierender Männer und Instanzen entpuppt, vom Bürgermeister über den Ortspfarrer und den Bezirkspolizisten bis zum Unternehmer. Hinzu kommt die Vorgeschichte des Ortes, vergangene und schwelende Konflikte, altes und neues alltägliches Leid.
Man muss sich erst etwas reinlesen, aber das alles liest sich zunehmend spannend, denn im Grunde werden hier exemplarisch und im kleinen Format die verschiedenen Positionen in einem Konflikt abgehandelt, der sich überall abspielt, wo Menschen aufgenommen werden und unsere humanitäre Verpflichtungen umgesetzt werden sollen oder müssen.

Rezension Frankfurter Rundschau 2021

Rezension ZEIT

Rezension Deutschlandfunk

Rezension mdr

Rezension swr2

Interview mit dem Autor

Ewald Arenz: Der große Sommer (2021)

Für einen flotten Jugendroman braucht es oft nicht mehr als Sommerferien, erste zärtliche Gefühle und irgendeine größere Hürde: Letzteres ist hier eine große Nachprüfung in Mathe und Latein, für die der 16-jährige Frieder lernen muss, und zwar bei seinem strengen Opa, einem Wissenschaftler, und seiner umso liebevolleren Oma.
Die trüben Aussichten hellen sich bald auf, dank einem gleichaltrigen Mädchen, die zufällig auch auf dem Sprungturm steht.
Was vielleicht etwas flach und erwartbar klingt, entpuppt sich als amüsanter Roman, der durchaus auch mal Tiefe entwickelt, weil er von einfachen, aber existenziellen Fragen erzählt, die kaum jemandem unbekannt sind: »Ich fand Solschenizyn auch gut. Und ich wollte ein Schnittlauchbrot. Wie konnte man gleichzeitig ein kleines Kind sein, das von seiner Großmutter ein Brot gemacht bekam, und ein Junge, der gerade unglücklich verliebt war, und ein anderer Junge, der über russische Gulags las […]?«

Rezensionsübersicht

Rezension Deutschlandfunk

Rezension BR

Audiorezension