Conrad Ferdinand Meyer: Der Heilige (1880)

In dieser spannenden historischen Novelle geht es um eine Männerfreundschaft und wie sie zerbricht, weil der eine (der König) das Vertrauen des anderen (seines Kanzlers, dem großen Gläubigen) missbraucht, so dass sich jener gegen ihn wendet und ihn bis aufs Blut reizt und herausfordert. Das Ganze spielt in England im 12. Jahrhundert. Die historischen Vorbilder sind Wilhelm der Eroberer und Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury und 1173 heiliggesprochen. (Bild)

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Der ganze Text

Inhalt

Hörbuchfassung 2017

Sven Regener: Herr Lehmann (2001)

Die erste Szene: Am Morgen nach der Nachtschicht am Tresen stellt sich dem übermüdeten Frank Lehmann ein störrischer Hund in den Weg. Ob Hunde wohl Whisky mögen? – Regeners Romandebut spielt in Berlin-Kreuzberg 1989 (also kurz vor der Wende) im Milieu der Künstler, Herumtreiber und Randexistenzen, der Biertrinker und -verkäufer. Er bietet jede Menge lustiger Szenen, schräge Figuren und kunstfertige Dialoge, die sich um so zentrale Themen drehen wie Sprache (was ist genau ›Lebensinhalt‹?), Zeit (vergeht sie schneller, wenn man betrunken ist?) und die Bedeutung der Kruste beim Schweinebraten. Es wird also philosophiert, gestritten, gearbeitet, Kunst gemacht und ausgegangen. So sieht ein Dasein aus, dazu hat man Zeit, solange noch nicht klar ist, wie es im Leben weitergehen soll resp. was man überhaupt mit seinem Leben anstellen will. Loyalität zu den Freunden ist oberstes Gebot, auch wenn sie einem furchtbar auf den Geist gehen. Und dann kommt auch noch die Liebe. Zu Kathrin, der schönen, sperrigen Köchin. Und die Eltern kommen auch. Aus der Provinz. Großes Theater, das alles. Bild: Christian Ulmen und ein Hund in der Verfilmung von Leander Haußmann 2003.

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Rezensionsübersicht

Rezension FAZ 2001

Blogrezension 2001

Trailer der Verfilmung durch Leander Haußmann 2003

Frank diskutiert mit Kathrin über ›Lebensinhalt‹ und ›betrunkene Zeit‹ (Ausschnitt aus der Verfilmung 2003)

Hermann Hesse: Demian (1919)

Der Schuljunge Emil Sinclair kämpft mit seinen inneren Dämonen, die seine bisher heile Kinderwelt bedrohen und die ihn locken. Er muss sich vom Elternhaus lösen, seiner Selbst bewusst werden, seine erste Liebe überwinden, seine Triebe kennenlernen, kurz: mit sich selbst Bekanntschaft schließen. Jedes der Kapitel steht für eine neue Phase, eine weitere Häutung. Auf dem Weg zu sich selbst begegnet ihm der gleichaltrige Demian als eine Art Mentor, Lotse und Spiegelung. Der Roman »handelt von einer ganz bestimmten Aufgabe und Not der Jugend, welche freilich mit der Jugend nicht aufhört, aber doch sie am meisten angeht. Es ist der Kampf um die Individualisierung, um das Entstehen einer Persönlichkeit. […] Der ›Demian‹ zeigt gerade jene Seite im Kampf um die werdende Persönlichkeit, die den Erziehern die umbequemste ist. Der werdende junge Mensch, wenn er den Drang zu starker Individualiserung hat, wenn er vom Durchschnitts- und Allerweltstyp stark abweicht, kommt notwendig in Lagen, die den Anschein des Verrückten haben. […] Es gilt nun nicht, seine ›Verrücktheiten‹ der Welt aufzuzwingen und die Welt zu revolutionieren, sondern es gilt, sich für die Ideale und Träume der eigenen Seele gegen die Welt so viel zu wehren, daß sie nicht verdorren.« (Hesse in einem Brief an Marie-Louise Dumont) (Bild)
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Inhalt & Lesermeinungen

Der ganze Text

Präzise Inhaltsangabe der ersten sieben Kapitel

Essay zu Hermann Hesses Werk und Einfluss ZEIT 2012

Hörspiel (vollständig) 2016

Christian Kracht: Faserland (1995)

»Alle sind tätowiert, wie ja inzwischen fast jeder in Deutschland.« – »Das passiert oft bei ganz reichen Leuten, daß sie so ins Hippietum abdriften.« – »Frankfurter Mädchen haben immer so eine Selbstverständlichkeit, die man nirgendwo sonst in Deutschland findet.« – Ein schnöseliger wohlhabender Endzwanziger reist durch Deutschland und weiter bis in die Schweiz. Auf den acht Stationen (das entspricht acht Kapiteln) trifft er Freunde und Bekannte, alle auf Koks, alle auf Party, alle am Ende. Ein Streifzug durch eine materialistisch dekadente, oberflächliche Welt des »markenbewußten Nihilismus« (FAZ), auf die der Protagonist mit Verachtung und Ekel (Selbstekel) blickt. Krachts mit spitzer Feder verfasster Roadtrip entwirft ein düsteres Zerrbild der saturierten Neunzigerjahre und gilt als Aushängeschild der sogenannten ›Popliteratur‹.

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Kapitelübersicht

Inhalt & Kommentar

Analyse & Rezeptionsgeschichte (Seminararbeit 2001)

Rezension FAZ 2002

Rezension SPIEGEL 1995

Blogrezension 2013

Interview mit Kracht, WELT 2009

Interview mit Kracht 2001

Podcast zum Roman 2021

Interview mit Kracht 2021

Sven Regener: Wiener Straße (2017)

Kreuzberg, Westberlin, 1980. Das Leben findet hauptsächlich in der Kneipe statt, egal ob man gerade Putze, Künstler, Punk oder arbeitslos ist. Das Kosmos, das der Autor hier entwirft, ist fiktiv-historisches Abbild seiner frühen Berliner Jahre, als Westberlin noch vom Osten (DDR) umgeben war. Regener hat diesen Kosmos, dieses doppelt geschützte Biotop hinter Mauern in mehreren Romanen bis ins kleinste Detail entwickelt, angefangen mit ›Herr Lehmann‹ (2001). Besonders authentisch und präzise ist die Sprache seiner Figuren, die man einfach mögen muss, weil sie derart in ihrem eigenen Orbit drehen und sich trotz ihres zumeist simplen Wesens gerne und oft philosophische Gedanken über die Welt machen. Sehr unterhaltsame Lektüre für Freunde der Randexistenzen, der für immer vergangenen Nische West-Berlin und der Sprachkunst. (Bild)

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Leseprobe

Regener liest einen Abschnitt vor

Rezensionsübersicht

Rezension SZ 2017

Rezension Berliner Zeitung 2017

Inhalt und Hintergrund SRF 2017

Interview ZEIT 2017

Interview Youtube 2017

Regener stellt den Roman vor 2017

Bericht ZDF  2017

noch’n Interview

Thomas Mann: Tonio Kröger (1903)

Von einem, der auszieht, um Künstler zu werden. Der 14-jährige Tonio, feinsinnig und bisexuell, wähnt sich als ein Außenseiter und sucht nach einer Identität jenseits des Mainstream. Die Sehnsucht nach dem warmen Leben und der Anspruch, als Künstler und Intellektueller einen steinigen Weg zu gehen: Dieser Widerspruch stellt sich Tonio in den Weg, diese Hürde muss er nehmen. »Das Gefühl, das warme, herzliche Gefühl ist immer banal und unbrauchbar, und künstlerisch sind bloß die Gereiztheiten und kalten Ekstasen unseres verdorbenen, unseres artistischen Nervensystems.« Thomas Mann verarbeitete viel Autobiographisches in dieser so schmalen wie dichten Novelle. (Bild)

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Inhalt, Analyse & Interpretationsansätze

Figurenlexikon

Hörbuchfassung, gelesen von Thomas Mann

Peter Handke: Die linkshändige Frau (1976)

»Meint, was ihr wollt. Je mehr ihr glaubt, über mich sagen zu können, desto freier werde ich von euch… Wenn mir in Zukunft jemand erklärt, wie ich bin – auch wenn er mir schmeicheln oder mich bestärken will – werde ich mir diese Frechheit verbitten.« Eine dreißigjährige Frau verlässt ihren Mann, um sich mit ihrem gemeinsamen Kind alleine durchzuschlagen.« Der Ausbruch gestaltet sich schwierig, die Frau scheitert im Grunde. Aber sie hat sich behauptet, hat etwas verändert. Handkes Hauptthema ist Einsamkeit und Isolation, die Unfähigkeit zu einem Dialog, zu Gesprächen und Gesten, die sich wirklich aufeinander beziehen. Alle reden, keiner antwortet dem anderen. Bild: Edith Clever in der Hauptrolle der Verfilmung durch Handke selbst 1978.

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Zu Handkes Schreibmethodik

Entstehungsgeschichte

Rezension ZEIT 1976

Rezension SPIEGEL 1976

Blogrezension

Trailer der Verfilmung (Regie: Peter Handke, 1978)

Botho Strauß: Paare, Passanten (1981)

In vielen kleinen Beobachtungen, Erzählungen, Beschreibungen und Analysen setzt Botho Strauß ein facettenreiches Mosaik unserer Medien- und Konsumgesellschaft zusammen. Er beobachtet Paare wie Passanten, beschreibt das menschliche Miteinander genauso wie die Vereinsamung des Einzelnen in der Masse, befasst sich mit den Umgangsformen und der Sprache, die sie begleitet. Er kritisiert die »allgemeine, gottverdammte Fick- und Ex-Gesellschaft«, in der die Partnersuche nur der eigenen Eitelkeit dient, das Aussehen zum Marktwert und die Liebe zu einem Tauschobjekt verkommen sind, eine Mediengesellschaft mit einer Flut an simultanen, globalen Informationen, in der die Orientierung verloren ging. (Bild)

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Inhalt & Kommentar

Rezension ZEIT 1981

Rezension SPIEGEL 1981

Werkportrait von Botho Strauß

Thomas Bernhard: Der Stimmenimitator (1978)

In einer Sprache, die an Zeitungsmeldungen, amtliche Verlautbarungen und Polizeiprotokolle erinnert wird erzählt von Philosophen und Schriftstellern, Dompteuren, Schauspielern und Wahrsagern, von Postboten, Bankangestellten und Chorknaben, von Bürger­meistern, Direktoren und Präsidenten. Oder von Höhlenforschern. Die zumeist nur eine Seite langen Geschichten sind an der Grenze von Authentizität und Fiktion angesiedelt und enden in der Regel tödlich . (Bild)

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Inhalt und Interpretationsansatz (auch hier)

Blogrezension 2010

Zur literarischen Rezeption von Bernhards Werk

TV-Portrait des Autors 1994

Peter Weiss: Abschied von den Eltern (1961)

»Ich war auf dem Weg, auf der Suche nach einem eigenen Leben.« Mit diesem Satz schließt diese berichtartige autobiographische Erzählung – am Anfang steht der Tod der Eltern: Er bildet den Anlass für den Autoren, das entfremdete Zusammenleben seiner halbjüdischen Familie vor und nach der Emigration aus Nazideutschland zu rekonstruieren, welche durch mehrere Länder führt und in Schweden endet. Die Auseinandersetzung mit dem Vater und die Schwierigkeiten der Berufsfindung sind zentral. Zentral aber auch der eigentliche Erzählprozess: In Rückerinnerung aus Bruchstücken und analytischer Reflexion reihen sich vergangene Erlebnisse und Wahrnehmungen zu einem ununterbrochenen Erzählstrom. Vieles ist dabei historisch repräsentativ und insofern überindividuell. Bild: Still aus der filmischen Umsetzung von Astrid J. Ofner (2017).

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Inhalt

Interpretation

Leseprobe

Hörspiel BR 2017, Stimme: Robert Stadlober

Rezension literaturkritik.de 2007

Trailer der filmischen Umsetzung von Astrrid J. Ofner (2017)