Thomas Melle: Das leichte Leben (2022)

Familienleben, Phase X: Die Eltern beide erfolgreich im Arbeitsleben, die Kinder pubertieren – und es knirscht im Gebälk des familiären Miteinander. Die Mutter, ehemals Jungschriftstellerin, nun Lehrerin an einem Gymnasium und auf der Suche nach mehr Leidenschaft, verliebt sich zu ihrer eigenen Überraschung in einen Klassenkollegen ihrer Tochter. Derweil wird ihr Ihr Mann, ein erfolgreicher TV-Journalist, auch er liebestechnisch auf Abwegen, mit seiner Vergangenheit als Missbrauchsopfer konfrontiert. Das alles wird ziemlich schonungslos erzählt und man ist immer in den Köpfen der Figuren dabei. Triggerwarnung: Explizite Darstellung von sexuellen Handlungen.

Leseprobe

Rezensionsübersicht

Audiorezension 2022

Rezension SZ 2022

Rezension SWR2 2002

Benedict Wells: Hard Land (2021)

»Übermütig und wach und mitten drin und unsterblich.« Wer will sich nicht so fühlen? – In 12 Monaten kann sehr viel passieren, besonders im Leben eines 17-jährigen. Sams Zuhause ist keins mehr, die Mutter krank, der Vater unzugänglich. Wells versteht es sehr gut, ein glaubwürdiges Gefühls- und Beziehungskosmos herzustellen. Der Roman ist ein Pageturner, es geht ums Finden einer eigenen bubble außerhalb der Familie, um das Finden einer Identität, um die Grenze zwischen Kumpelsein und Anziehung, um Verlust und Tod. Große Themen also. Das alles spielt sich interessanterweise nicht im dichtbesiedelten Europa hier und heute ab, sondern wurde in die 80erjahre irgendwo in der amerikanischen Kleinstadtpampa verlegt. Reminiszenzen an die Musik und die Filme dieser Dekade bleiben dabei nicht aus und verleihen der Romanhandlung historischen Kolorit.

Überblick

Website des Buchs

Leseprobe

Rezensionsübersicht

Inhalt & Analyse

Rezension SZ 2021

Videorezension aus interessanter Umgebung

Der Autor stellt seinen Roman vor

Trailer zur Verfilmung

Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit (2016)

Das Vergangene ist nicht tot. Es ist noch nicht einmal vergangen. – Wie überstehen wir den Verlust geliebter Menschen? Gar der Eltern? Wie prägt uns so etwas? Jules erzählt in diesem Familien- und Entwicklungsroman von dem Jahr vor und den dreißig Jahren nach dem traumatischen Ereignis, wie sich er und seine älteren Geschwister Marty und Liz auseinanderentwickeln und ihre eigenen Wege suchen und gehen.

Überblick

Leseprobe

Rezensionsübersicht

Rezension SZ 2016

Inhalt & Analyse

Interview mit dem Autor

Der Autor liest Auszüge vor

Videorezension

Christian Kracht: Eurotrash (2021)

»Insgeheim erwartete ich, daß meine Mutter nicht aufmachen würde, gleichzeitig hoffte ich natürlich, daß sie öffnen würde und noch am Leben sei und nicht wieder in einer Blutlache lag.« (59)
Exilierter Sohn, 50 und aus gutem Hause, nimmt seine gehassliebte und semidemente Mama, 80, auf einen Roadtrip durch die Schweiz, obwohl sie eigentlich nach Afrika will und zu diesem Zweck ein paar hunderttausend Euro in einer Plastiktüte spazieren trägt. Im Zuge des Erzählens, wie es dazu kommt, erfährt man jede Menge Abgründe aus der Familiengeschichte die ungut mit historischen Leichen und gesellschaftlichen Granden gepflastert ist. PS Der Protagonist heißt wie der Autor. Aha?
Die gepflegte bis manierierte Sprache und die urteilsstarke Haltung des Erzählers (den man schwerlich mögen kann) bilden den roten Faden durch den Roman. Hier wird mit manchem abgerechnet, Zürich wird als »Stadt der Angeber und der Aufschneider und der Erniedrigung« (13) an mehreren Stellen quasi versenkt. Der versierte zynische Tonfall bringt einen oft zum lachen, anspielungsreiche Passagen setzen ein paar Vorkenntnisse voraus oder ziehen ein paar Ausflüge ins Internet nach sich. Da steckt viel drin.

Überblick

Rezensionsübersicht

Rezension Süddeutsche Zeitung

Rezension NZZ

Videorezension 3sat

Videorezension Moritz von Uslar

Interview mit dem Autor / Süddeutsche Zeitung

Matthias Brandt: Blackbird (2019)

Wie soll ich mich verhalten? Worüber soll ich reden und was soll ich sagen? Bin ich ein guter Freund? Welche Platte kauft man sich als nächstes? Wieso betet die Angebetete einen anderen an? Wieso wird einem beim Rauchen schlecht? Und wieso sind die Erwachsenen fast alle derart endbescheuert? Ähnlich wie in Herrndorfs Roman ›tschick‹ steht auch in Blackbird die Bubble des Jungseins im Zentrum. Vermeintlich hermetisch abgetrennt vom Rest der Welt, gilt es für die Hauptfigur Morten, alles zu entdecken, während man nach außen auf keinen Fall die Überforderung zeigen darf – die Überforderung, vor die einen solche Fragen wie oben stellen. Kommt dazu eine neue Form der Einsamkeit: Mortens bester Freund liegt mit einer seltenen Form von Krebs im Krankenhaus und bleibt in seiner Entwicklung stehen. Und die Mutter trauert dem Vater hinterher, der die Familie verlassen hat. (Bild)

Intro

Leseprobe

Rezensionsübersicht

Rezension Deutschlandfunk 2019

Rezension ZEIT 2019

Der Autor und Schauspieler Matthias Brandt liest vor

Matthias Brandt spricht über seinen Roman

Jackie Thomae: Brüder (2019)

Die ausführlich erzählte Geschichte zweier Halbbrüder, die sich und ihren gemeinsamen senegalesischen Vater nie kennengelernt haben. Die beiden sind unabhängig voneinander mit ihrer jeweiligen deutschen Mutter in der ehemaligen DDR geboren. Mit dem DJ, Lebenskünstler und Leichtfuß Mick erleben wir Berlin im Technoaufbruch der 90er, während Gabriel als ehrgeiziger Architekt im London der Nullerjahre seinen Weg geht. Die Themen Herkunft, Identität und Hautfarbe spielen dabei eher unaufdringliche Nebenrollen, es geht mehr um die charakterliche Unterschiedlichkeit der beiden Männer, ihrer Lebensführung und ihrer Vorstellung von Liebesbeziehungen und Familie.
Die Autorin (*1971) ist selbst in der DDR großgeworden als Tochter einer deutschen Mutter und eines Vaters aus dem westafrikanischen Guinea.

Überblick

Leseprobe: Die ersten Seiten

Die Autorin liest einen Auszug vor

Rezensionsübersicht

Rezension SZ 2019

Rezension FAZ 2019

Rezension NDR 2019

Interview mit der Autorin

Michael Köhlmeier: Madalyn (2010)

Erste Liebe! Wahnsinn! Die 14-jährige Madalyn verliebt sich ausgerechnet in den notorischen Lügner Moritz, zwei Jahre älter, Graffitisprayer, vermeintliches Lyrikgenie – ein Problemschüler, der seine Geheimnisse gerne für sich behält, auch die Beziehung zu Claudia, seiner letzten Freundin. Das macht ihn freilich umso interessanter. – Der Roman erzählt mit sehr viel Geduld von Madalyns andauernden Kampf und Krisenzustand, den Glücksgefühlen und romantischen Plänen, den Verunsicherungen, Ängsten und Einsamkeitsgefühlen, die dieses große Gefühl gerade beim ersten Mal begleiten oder zumindest begleiten können. Jeden Tag beginnt alles von vorne, scheint alles auf dem Spiel zu stehen. Das Telefon – und dem Guthaben darauf! – gewinnt plötzlich an Bedeutung, es wird zum Chronisten von Glück und Leid, derweil die sich streitenden Eltern noch eine zusätzliche Front bilden. Deshalb vertraut sich Madalyn auch nicht ihnen, sondern ihrem Nachbarn an, einem Schriftsteller, der zum einen die ganze Geschichte erzählt und zum andern auch darin verwickelt wird.

Überblick

Leseprobe (download)

Leseprobe (kurz)

Rezensionsübersicht

Rezension FAZ 2010

Videorezension (hauptsächlich in english)

Meral Kureyshi: Elefanten im Garten (2015)

»Ich war klein, doch groß genug, um nicht mehr klein sein zu dürfen.« – Eine 24-jährige Kosovo-Albanerin, die im Alter von zehn Jahren in die Schweiz kam, erzählt von ihrem Leben und ihrer Familie vor und nach der Emigration. Anlass scheint der Tod des geliebten Vaters ca. ein Jahr zuvor zu sein, mit dem sie eine Art postumen Dialog führt. Die meist kurzen Ausschnitte erzählen von sehr vielen Lebensbereichen, z.B. der schwierigen Beziehung zur blinden Mutter, dem gefeierten ersten Eintrag ins Telefonbuch, den arabischen Gebeten der Großmutter, dem ersten ungewollten Kuss, dem schwierigen Assimilationsprozess, den kulturellen Differenzen, dem allmählichen Verlust der Muttersprache etc.. Auf ca. 140 Seiten gelingt es Kureyshi mit einfacher Sprache und schönen Bildern und Vignetten, ein Bild ihrer komplexen Situation über viele Jahre zu entwerfen, keineswegs vollständig – und um so reizvoller. Der titelgebende Elefant im Garten ist übrigens eine kleine Lüge der Protagonistin als junge Schülerin, um ihrer Schweizer Freundin namens Sarah die Heimat interessant zu machen.

Rezension ZEIT 2015

Rezension NZZ 2015

Rezension WOZ 2015

Blogrezension 2015

SRF-Beitrag 2016 inkl. Video (nur Video: hier)

Kristine Bilkau: Die Glücklichen (2015)

Der Roman erzählt auf psychologisch glaubwürdige und erzählerisch spannende Weise von den Schwierigkeiten eines jungen Elternpaars, einem Journalisten und einer Konzertcellistin. Georg und Isabell stecken beide in einer beruflichen Krise. Georgs Redaktion muss Stellen abbauen, und Isabell leidet seit kurzem unter zitternden Händen, die sie nicht mehr unter Kontrolle bekommt. Unter dem Eindruck des ökonomischen Drucks sehen sich die beiden Arbeitslosen damit konfrontiert, ihren Lebensstil anpassen zu müssen – was ihre Liebe nicht unbeeinträchtigt lässt. Bilkau wechselt immer wieder von der Männer- zur Frauenperspektive und zurück. Dank dieses doppelten Blicks erfährt man, wie sehr jeder mit seinen Ansprüchen an sich und den Partner und dem Unglück des jeweils anderen zu kämpfen hat. Unter dem Eindruck der Zerbrechlichkeit des kleinen Glücks fühlt man sich an Hans Falladas berührenden Roman ›Kleiner Mann – was nun?‹ (1932) erinnert, der im Berlin der Wirtschaftskrise der späten Zwanziger spielt.

Leseprobe (Anfang des Romans – man muss erst paar Seiten runterscrollen)

Anfang (von der Autorin vorgelesen)

Rezensionsübersicht

Rezension ZEIT 2015

Rezension SPIEGEL 2015

Rezension Deutschlandfunk 2015

Besprechung im Literaturclub (2015)

Aglaja Veteranyi: Warum das Kind in der Polenta kocht (1999)

»Mein Vater ist so berühmt wie der Präsident von Amerika, er ist Clown und Akrobat und Bandit. […] Manchmal schlägt er sich mit anderen Männern. Oder er schlägt meine Mutter und zerschnipselt die Kostüme mit dem Rasiermesser und sagt: heute lass ich dich von der Kuppel runterfallen!« – Ein Zirkuskind erzählt in authentisch reduzierter, staunender und berührender Sprache von seinem Dasein in der Fremde, immer unterwegs, immer an neuen Orten, weit weg von der rumänischen Heimat, aus der die Familie flüchten musste. Ständig fürchtet sie um ihre Mutter, die jeden Abend durch die Manege fliegt und dabei nur an ihren Haaren hängt. Die Angst wird nicht geringer, als sie mit der Schwester in ein Schweizer Heim kommt, dessen Erzieherinnen keinen Sinn für das ungewöhnliche Kind und sein Schicksal haben. (Bild)
Einführung und Leseprobe

Textauszug als Hörspiel

Rezensionsüberblick

Rezension FAZ 2000

Beitrag zur Autorin anlässlich ihres Freitods 2002

Blogrezension 2012

Rezension & Trailer einer Bühnenfassung 2013