Motive und Themen in der deutschsprachigen Literatur, Weltliteratur und Filmgeschichte
Meral Kureyshi: Elefanten im Garten (2015)
»Ich war klein, doch groß genug, um nicht mehr klein sein zu dürfen.« – Eine 24-jährige Kosovo-Albanerin, die im Alter von zehn Jahren in die Schweiz kam, erzählt von ihrem Leben und ihrer Familie vor und nach der Emigration. Anlass scheint der Tod des geliebten Vaters ca. ein Jahr zuvor zu sein, mit dem sie eine Art postumen Dialog führt. Die meist kurzen Ausschnitte erzählen von sehr vielen Lebensbereichen, z.B. der schwierigen Beziehung zur blinden Mutter, dem gefeierten ersten Eintrag ins Telefonbuch, den arabischen Gebeten der Großmutter, dem ersten ungewollten Kuss, dem schwierigen Assimilationsprozess, den kulturellen Differenzen, dem allmählichen Verlust der Muttersprache etc.. Auf ca. 140 Seiten gelingt es Kureyshi mit einfacher Sprache und schönen Bildern und Vignetten, ein Bild ihrer komplexen Situation über viele Jahre zu entwerfen, keineswegs vollständig – und um so reizvoller. Der titelgebende Elefant im Garten ist übrigens eine kleine Lüge der Protagonistin als junge Schülerin, um ihrer Schweizer Freundin namens Sarah die Heimat interessant zu machen.