Michael Köhlmeier: Madalyn (2010)

Erste Liebe! Wahnsinn! Die 14-jährige Madalyn verliebt sich ausgerechnet in den notorischen Lügner Moritz, zwei Jahre älter, Graffitisprayer, vermeintliches Lyrikgenie – ein Problemschüler, der seine Geheimnisse gerne für sich behält, auch die Beziehung zu Claudia, seiner letzten Freundin. Das macht ihn freilich umso interessanter. – Der Roman erzählt mit sehr viel Geduld von Madalyns andauernden Kampf und Krisenzustand, den Glücksgefühlen und romantischen Plänen, den Verunsicherungen, Ängsten und Einsamkeitsgefühlen, die dieses große Gefühl gerade beim ersten Mal begleiten oder zumindest begleiten können. Jeden Tag beginnt alles von vorne, scheint alles auf dem Spiel zu stehen. Das Telefon – und dem Guthaben darauf! – gewinnt plötzlich an Bedeutung, es wird zum Chronisten von Glück und Leid, derweil die sich streitenden Eltern noch eine zusätzliche Front bilden. Deshalb vertraut sich Madalyn auch nicht ihnen, sondern ihrem Nachbarn an, einem Schriftsteller, der zum einen die ganze Geschichte erzählt und zum andern auch darin verwickelt wird.

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Rezensionsübersicht

Rezension FAZ 2010

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Simone Meier: Kuss (2019)

Je mehr man sein Leben eingefädelt und schwerwiegende Entscheidungen hinter sich hat (Partnerschaft, Hauskauf, Jobsituation), desto weniger werden die Optionen. Man ist vielleicht glücklich, sitzt aber auch in einer Art Falle. So ergeht es Gerda, Mitte 30, die sich eine Auszeit genommen hat und nun vorwiegend mit dem Haus beschäftigt ist, das sie und Yann sich gekauft haben – außerhalb der Stadt, ein neuer Lebensabschnitt. Kommen jetzt Kinder? Ein beruflicher Wiedereinstieg? Und wohin mit den Sehnsüchten? Das Rollenmuster ist ungut, Yanns Freund Alex hat das gewisse Etwas. »Simone Meier spinnt einen Reigen des Begehrens, des Gesehenwerdenwollens, in dem der andere vornehmlich als Projektionsfläche dient und die Realität zunehmend entgleitet. Auch der Leser weiß mit der Zeit nicht mehr, wo Fantasie anfängt und Wirklichkeit aufhört, zu schmal ist der Grat.« (SPIEGEL 13.2.19)

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Inhalt inkl. Zitate 2019

Rezensionsübersicht

Rezension SPIEGEL 2019

Podcast: Interview mit Simone Meier

Daniel Kehlmann: Ruhm (2009)

Die neun kurzweiligen Geschichten von durchschnittlich 20 Seiten sind lose miteinander verknüpft und führen uns traurige, tragische und komische Existenzen vor Augen, wobei zumeist eine ironische Distanz gewahrt wird. Manche Figuren kommen mehrmals vor, z.B. der internetsüchtige Angestellte einer Telekommunikationsfirma. Sie sind Schriftsteller, Schauspieler oder bei Exit angemeldet. Die Kehrseite des Ruhms ist genauso ein Thema wie das Streben danach wie die Tücken mobiler Gerätetechnik.

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Rezension ZEIT 2009

Rezension SZ 2010

Interview mit Kehlmann 2009

Trailer zur Verfilmung 2012

Françoise Sagan: Bonjour tristesse (1954)

Man darf diesen Sommerroman mit düsterer Unterströmung durchaus als Klassiker des frühen Feminismus der Nachkriegszeit lesen. Geschrieben hat ihn eine damals 18-jährige, die damit nicht nur der Sehnsucht nach einem freien Lebensgefühl Ausdruck verlieh, sondern auch an den Grundfesten der herkömmlichen Geschlechterrollen rüttelte.
Hochsommer an der Côte d’Azur. Cécile verbringt mit ihrem geliebten Casanova-Vater Raymond und dessen Geliebten Elsa entspannte Strandferien. Die 17-jährige Halbwaise bewegt sich irgendwo zwischen exzentrischer Halbwüchsigen und sensibler junger Frau auf der Suche nach Sicherheit. Sie kann es sich leisten, kindlich anstrengend zu sein, lernt aber gleichzeitig mit ihren Reizen zu kämpfen und findet auch einen boy, in den sie sich zum Zeitvertreib etwas verlieben kann. Als allerdings mit der coolen 40-jährigen Designerin Anne eine alte Freundin der verstorbenen Mutter auftaucht, die prompt Raymond schöne Augen macht, sieht Cécile ihren modus vivendi in Gefahr und überlegt, wie sie sich dem Lauf der Dinge entgegensetzen könnte.

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Rezension ZEIT 1955 (!)

Rezensionsübersicht

Rezension SZ 2019

Rezension journal21 2019

Videorezension 2016

Trailer der Verfilmung von 1958

Uwe Timm: Ikarien (2017)

Wer sich für das dunkle Kapitel der Euthanasie in Hitlerdeutschland interessiert, bekommt hier eine lesenswerte Einführung in Form eines Romans geliefert, der historische Hintergründe, atmosphärische Beschreibungen der sogenannten ›Stunde Null‹ und eine fiktive Rahmenhandlung miteinander verknüpft.
Deutschland 1945: Ein junger amerikanischer Nachrichtenoffizier deutscher Herkunft wird am Ende des Krieges damit beauftragt, Material über den Rassenwahn in Nazideutschland zu sammeln. Seine Hauptquelle sind die Gespräche mit einem ehemaligen Weggenossen des Arztes und Rassenhygienikers Alfred Ploetz (1860-1940). Ploetz war ursprünglich ein sozialistischer Utopist und glaubte an die Möglichkeit einer perfekten Gesellschaftsform. Als er erkannte, wie schwierig diese Idee umzusetzen ist, ging er neue Wege: die Erschaffung eines neuen Menschen durch positive und negative Eugenik.
Nebst diesen spannenden, aber auch beklemmenden Inhalten erfährt man am Beispiel der fiktiven Hauptfigur auch einiges über das Verhältnis der amerikanischen Besatzer zur deutschen Bevölkerung, die sich erst an die neuen Umstände gewöhnen muss.

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Rezensionsüberblick

Rezension ZEIT 2017

Rezension SPIEGEL 2017

Rezension Deutschlandfunk 2017

Interview mit dem Autor

Videointerview mit dem Autor

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Hans Fallada: Kleiner Mann – was nun? (1932)

Wie wirkt sich eine kriselnde politische Gesamtlage auf uns einfache Menschen aus, auf unser Miteinander, unsere Liebesbeziehungen? Falladas Roman um ein verliebtes junges Berliner Paar, das in der Wirtschaftskrise um seine Existenz kämpft, kam ein halbes Jahr vor dem Beginn von Hitlers Diktatur raus und widerspiegelt sehr präzise die Stimmung jener Jahre und die Spannung, die in der Luft lag.

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Inhalt & Analyse

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Rezension Neuausgabe SZ 2016

Hörbuch-Fassung