Der Roman erzählt von den letzten Kriegsmonaten im ländlichen Norddeutschland aus der Perspektive einer 12jährigen. Luisa Familie hat sich aus der zerbombten Marinestadt Kiel auf einen Milchbauernhof im Umland geflüchtet. Dem nahenden Kriegsende zum Trotz sind Gewalt, Zerstörung und Nazitum omnipräsent und jede Figur geht auf ihre eigene Weise damit um. Während ihre ältere Schwester Billie sich das öde Landleben mit Liebschaften versüßt und der Halbschwester Gudrun den Schwager streitig machen will, einen SS-Offizier, flieht sich Luisa in die Bücherwelt, zu den Tieren und in die sie umgebende Natur, Wer sich auf den Roman einläßt, gewinnt zum einen exemplarische Einblicke in die Realität der Menschen an der sogenannten Heimatfront, die ausharren müssen, bis alles endlich ein Ende nimmt – und ohne sicher zu sein, ob sie den Übergang zum großen Danach fürchten oder herbeisehnen sollen. Zum andern erzählt er auch eine durchaus glaubwürdige Coming-of-Age-Geschichte. Man lernt wieder einmal, dass trotz Mangelwirtschaft, Zerstörung und Fliegerangriffen das Erwachsenwerden und die erste Liebe wichtiger als manches andere sind.
Erste Liebe! Wahnsinn! Die 14-jährige Madalyn verliebt sich ausgerechnet in den notorischen Lügner Moritz, zwei Jahre älter, Graffitisprayer, vermeintliches Lyrikgenie – ein Problemschüler, der seine Geheimnisse gerne für sich behält, auch die Beziehung zu Claudia, seiner letzten Freundin. Das macht ihn freilich umso interessanter. – Der Roman erzählt mit sehr viel Geduld von Madalyns andauernden Kampf und Krisenzustand, den Glücksgefühlen und romantischen Plänen, den Verunsicherungen, Ängsten und Einsamkeitsgefühlen, die dieses große Gefühl gerade beim ersten Mal begleiten oder zumindest begleiten können. Jeden Tag beginnt alles von vorne, scheint alles auf dem Spiel zu stehen. Das Telefon – und dem Guthaben darauf! – gewinnt plötzlich an Bedeutung, es wird zum Chronisten von Glück und Leid, derweil die sich streitenden Eltern noch eine zusätzliche Front bilden. Deshalb vertraut sich Madalyn auch nicht ihnen, sondern ihrem Nachbarn an, einem Schriftsteller, der zum einen die ganze Geschichte erzählt und zum andern auch darin verwickelt wird.
Man darf diesen Sommerroman mit düsterer Unterströmung durchaus als Klassiker des frühen Feminismus der Nachkriegszeit lesen. Geschrieben hat ihn eine damals 18-jährige, die damit nicht nur der Sehnsucht nach einem freien Lebensgefühl Ausdruck verlieh, sondern auch an den Grundfesten der herkömmlichen Geschlechterrollen rüttelte. Hochsommer an der Côte d’Azur. Cécile verbringt mit ihrem geliebten Casanova-Vater Raymond und dessen Geliebten Elsa entspannte Strandferien. Die 17-jährige Halbwaise bewegt sich irgendwo zwischen exzentrischer Halbwüchsigen und sensibler junger Frau auf der Suche nach Sicherheit. Sie kann es sich leisten, kindlich anstrengend zu sein, lernt aber gleichzeitig mit ihren Reizen zu kämpfen und findet auch einen boy, in den sie sich zum Zeitvertreib etwas verlieben kann. Als allerdings mit der coolen 40-jährigen Designerin Anne eine alte Freundin der verstorbenen Mutter auftaucht, die prompt Raymond schöne Augen macht, sieht Cécile ihren modus vivendi in Gefahr und überlegt, wie sie sich dem Lauf der Dinge entgegensetzen könnte.
»Ich war klein, doch groß genug, um nicht mehr klein sein zu dürfen.« – Eine 24-jährige Kosovo-Albanerin, die im Alter von zehn Jahren in die Schweiz kam, erzählt von ihrem Leben und ihrer Familie vor und nach der Emigration. Anlass scheint der Tod des geliebten Vaters ca. ein Jahr zuvor zu sein, mit dem sie eine Art postumen Dialog führt. Die meist kurzen Ausschnitte erzählen von sehr vielen Lebensbereichen, z.B. der schwierigen Beziehung zur blinden Mutter, dem gefeierten ersten Eintrag ins Telefonbuch, den arabischen Gebeten der Großmutter, dem ersten ungewollten Kuss, dem schwierigen Assimilationsprozess, den kulturellen Differenzen, dem allmählichen Verlust der Muttersprache etc.. Auf ca. 140 Seiten gelingt es Kureyshi mit einfacher Sprache und schönen Bildern und Vignetten, ein Bild ihrer komplexen Situation über viele Jahre zu entwerfen, keineswegs vollständig – und um so reizvoller. Der titelgebende Elefant im Garten ist übrigens eine kleine Lüge der Protagonistin als junge Schülerin, um ihrer Schweizer Freundin namens Sarah die Heimat interessant zu machen.
Die Eltern sind Friseure, mit dem besten Freund prügelt man sich und die erste große Liebe heißt tatsächlich Lotte – wie bei Werther. Das kann man so und so sehen. Jedenfalls entdeckt der 16-jährige Protagonist dank Lotte den russischen Bühnenautoren Tschechow und seine Liebe zum Theater (und nicht zum Leben als Frisör). Im Zentrum dieses recht amüsanten Coming-of-Age-Romans stehen die frühen Jahre der Selbstfindung in einer langweiligen Kleinstadt um 1980 rum.
»Mein Vater ist so berühmt wie der Präsident von Amerika, er ist Clown und Akrobat und Bandit. […] Manchmal schlägt er sich mit anderen Männern. Oder er schlägt meine Mutter und zerschnipselt die Kostüme mit dem Rasiermesser und sagt: heute lass ich dich von der Kuppel runterfallen!« – Ein Zirkuskind erzählt in authentisch reduzierter, staunender und berührender Sprache von seinem Dasein in der Fremde, immer unterwegs, immer an neuen Orten, weit weg von der rumänischen Heimat, aus der die Familie flüchten musste. Ständig fürchtet sie um ihre Mutter, die jeden Abend durch die Manege fliegt und dabei nur an ihren Haaren hängt. Die Angst wird nicht geringer, als sie mit der Schwester in ein Schweizer Heim kommt, dessen Erzieherinnen keinen Sinn für das ungewöhnliche Kind und sein Schicksal haben. (Bild)Einführung und Leseprobe
»Alle sind tätowiert, wie ja inzwischen fast jeder in Deutschland.« – »Das passiert oft bei ganz reichen Leuten, daß sie so ins Hippietum abdriften.« – »Frankfurter Mädchen haben immer so eine Selbstverständlichkeit, die man nirgendwo sonst in Deutschland findet.« – Ein schnöseliger wohlhabender Endzwanziger reist durch Deutschland und weiter bis in die Schweiz. Auf den acht Stationen (das entspricht acht Kapiteln) trifft er Freunde und Bekannte, alle auf Koks, alle auf Party, alle am Ende. Ein Streifzug durch eine materialistisch dekadente, oberflächliche Welt des »markenbewußten Nihilismus« (FAZ), auf die der Protagonist mit Verachtung und Ekel (Selbstekel) blickt. Krachts mit spitzer Feder verfasster Roadtrip entwirft ein düsteres Zerrbild der saturierten Neunzigerjahre und gilt als Aushängeschild der sogenannten ›Popliteratur‹.
Kreuzberg, Westberlin, 1980. Das Leben findet hauptsächlich in der Kneipe statt, egal ob man gerade Putze, Künstler, Punk oder arbeitslos ist. Das Kosmos, das der Autor hier entwirft, ist fiktiv-historisches Abbild seiner frühen Berliner Jahre, als Westberlin noch vom Osten (DDR) umgeben war. Regener hat diesen Kosmos, dieses doppelt geschützte Biotop hinter Mauern in mehreren Romanen bis ins kleinste Detail entwickelt, angefangen mit ›Herr Lehmann‹ (2001). Besonders authentisch und präzise ist die Sprache seiner Figuren, die man einfach mögen muss, weil sie derart in ihrem eigenen Orbit drehen und sich trotz ihres zumeist simplen Wesens gerne und oft philosophische Gedanken über die Welt machen. Sehr unterhaltsame Lektüre für Freunde der Randexistenzen, der für immer vergangenen Nische West-Berlin und der Sprachkunst. (Bild)
Von einem, der auszieht, um Künstler zu werden. Der 14-jährige Tonio, feinsinnig und bisexuell, wähnt sich als ein Außenseiter und sucht nach einer Identität jenseits des Mainstream. Die Sehnsucht nach dem warmen Leben und der Anspruch, als Künstler und Intellektueller einen steinigen Weg zu gehen: Dieser Widerspruch stellt sich Tonio in den Weg, diese Hürde muss er nehmen. »Das Gefühl, das warme, herzliche Gefühl ist immer banal und unbrauchbar, und künstlerisch sind bloß die Gereiztheiten und kalten Ekstasen unseres verdorbenen, unseres artistischen Nervensystems.« Thomas Mann verarbeitete viel Autobiographisches in dieser so schmalen wie dichten Novelle. (Bild)
»Ich war auf dem Weg, auf der Suche nach einem eigenen Leben.« Mit diesem Satz schließt diese berichtartige autobiographische Erzählung – am Anfang steht der Tod der Eltern: Er bildet den Anlass für den Autoren, das entfremdete Zusammenleben seiner halbjüdischen Familie vor und nach der Emigration aus Nazideutschland zu rekonstruieren, welche durch mehrere Länder führt und in Schweden endet. Die Auseinandersetzung mit dem Vater und die Schwierigkeiten der Berufsfindung sind zentral. Zentral aber auch der eigentliche Erzählprozess: In Rückerinnerung aus Bruchstücken und analytischer Reflexion reihen sich vergangene Erlebnisse und Wahrnehmungen zu einem ununterbrochenen Erzählstrom. Vieles ist dabei historisch repräsentativ und insofern überindividuell. Bild: Still aus der filmischen Umsetzung von Astrid J. Ofner (2017).